Hunderte von Atomen verschränkt
Erfolgreicher Testlauf eines Quantensimulators mit 219 Ionen.
Es ist ein neuer Rekord: Forscher am National Institute of Standards and Technology in den USA haben 219 Berylliumionen in einer Ionenfalle miteinander quantenmechanisch verschränkt. Damit haben sie zugleich den ersten Testlauf eines neuen Quantensimulators erfolgreich durchgeführt.
Abb.: Winzige Coulomb-Kristalle aus N Berylliumionen sind das Herzstück des neuen Quantensimulators. (Bild: J. G. Bohnet et al. / AAAS)
Das Verhalten von Quantensystemen aufzuklären, die aus vielen wechselwirkenden Teilchen bestehen, ist ein schwieriges Unterfangen. Solche Systeme untersuchen Forscher etwa im Zusammenhang mit Hochtemperatursupraleitung, Quantenmagnetismus und Quantenphasenübergängen. Bei der numerischen Analyse und der Simulation der Systeme stoßen herkömmliche Computer schnell an ihre Grenzen, sodass die Zahl der berücksichtigten Teilchen oder Freiheitsgrade nicht allzu groß sein darf.
Als Ausweg aus diesem Dilemma hatte Richard Feynman 1982 vorgeschlagen, das Verhalten von Quantenvielteilchensystemen direkt quantenmechanisch zu simulieren. Die dazu benutzten Quantensimulatoren müssten eine große Zahl von Spins enthalten, deren Zustände und Wechselwirkungen kontrolliert werden können. Über das Verhalten des Systems würde man sich einen Überblick verschaffen, indem man viele Simulationsläufe durchführt und den jeweiligen Endzustand des Systems misst.
Feynmans Vision eines Quantensimulators ist in den Bereich des Möglichen gerückt, seit man den Quantenzustand von Systemen aus neutralen Atomen, Ionen oder supraleitenden Quantenbits immer besser kontrollieren kann. Mit Berylliumionen in einer Penning-
Die einfach positiv geladenen Ionen wurden dazu in der Penning-
Abb.: Für sieben Coulomb-Kristalle mit 21 bis 219 Ionen war der ermittelte Squeezing-
Eine Wechselwirkung zwischen den Spins erzielten die Forscher mit einer spinabhängigen optischen Dipolkraft, indem sie die Ionen mit Laserlicht bestrahlten. Das Licht koppelte die Spinzustände mit den Schwingungen der Ionen um ihre Ruhelagen im Kristall. Das wiederum führte zu einer paarweisen Kopplung der z-Komponenten der Spins. Die Kopplung konnte man ferromagnetisch oder antiferromagnetisch einstellen, sodass die Spins sich parallel oder antiparallel ausrichteten. Außerdem konnte die Stärke J, mit der zwei Spins gekoppelt waren, abhängig von deren Entfernung gemacht werden.
Auf diese Weise lässt sich ein zweidimensionaler quantisierter Ising-
Sie haben bis zu 219 Spins zunächst alle in x-Richtung orientiert. Dann haben sie die Ising-
Mit dem neuen Quantensimulator können Ising-Quantenmagneten mit einigen Hundert Spins untersucht werden. Setzt man die Spins dabei zusätzlich einem transversalen Magnetfeld in x-Richtung aus, so würde der Simulator wissenschaftliches Neuland eröffnen, da man in diesem Fall ein solch großes Spinsystem mit herkömmlichen Computern nicht mehr in den Griff bekommen kann. Außerdem könnte man mit den kollektiv verschränkten Ionen extrem präzise Sensoren oder noch genauer gehende Atomuhren realisieren.
Rainer Scharf
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