Hyperbolische Flächen aus Metamaterial
Nanostrukturierte Schichten aus Silber zeigen negativen Brechungsindex – Anwendung für photonische Schaltkreise.
Metamaterialien mit negativem Brechungsindex bestehen aus symmetrischen Nanostrukturen aus Metallen und Dielektrika. In Grundlagenexperimenten konnten sie als Tarnkappen für einzelne Wellenlängenbereich genutzt werden. Doch diese noch relativ neue Klasse optischer Werkstoffe bietet noch weitere Vorteile. Um in Zukunft schnellere Prozessoren zu entwickeln, die die Daten per Licht und nicht mehr mit Elektronen verarbeiten, präsentierten nun Wissenschaftler von der Harvard University in Cambridge ein sehr dünnes Metamaterial aus Silber, das sie hyperbolische Metafläche nannten. Dieses Material zeigte einen von der Wellenlänge abhängigen negativen Brechungsindex für sichtbares Licht. Als vorteilhaft könnten sich auch die sehr geringen Strahlungsverluste erweisen, über die optische Werkstoffe sonst einfallende Lichtwellen schwächen.
Abb.: Metafläche aus Silber unter dem Elektronenmikroskop – dank der nur knapp 100 nm breiten Wälle zeigt das Material einen negativen Brechungsindex für sichtbares Licht. (Bild: High et al., Harvard U.)
Die Arbeitsgruppe um Hongkun Park Metamaterialien deponierte für ihre hyperbolischen Metaflächen eine bis zu einen Mikrometer dicke und sehr ebenmäßige, einkristalliene Silberschicht auf einer Oberfläche aus Aluminiumoxid. Darauf struktierten die Forscher diese Schicht mit etablierten Verfahren wie der Elektronenstrahl-Lithografie und Plasma-Ätzprozessen. So schufen sie eine nanostrukturierte Fläche, auf der sich zahlreiche, nur neunzig Nanometer breite Silberwälle parallel zueinander im Abstand von 150 Nanometer aufreihten.
Auf diese Struktur strahlten Park und Kollegen sichtbares Licht mit verschiedenen Farben. Oranges Licht mit einer Wellenlänge von 560 Nanometern durchdrang die dünne Silberschicht ohne jede Brechung. Rotes Licht mit längeren Wellenlängen wurde klassisch mit einem positiven Brechungsindex umgelenkt. Bei kurzwelligem Licht (540 und 490 nm) dagegen zeigte die Metafläche einen negativen Brechungsindex: Der Lichtstrahl wurde vom Lot weg gebrochen, obwohl er sich aus einem dünneren Medium (Luft) in ein dichteres Medium (Silberschicht) ausbreitete.
Als weitere Eigenschaft schwächten die Metaflächen die Intensität des Lichtstrahls sehr viel weniger als beim Gang durch andere, räumlich strukturierte Metamaterialien. Nicht nur der dünne Aufbau, sondern auch die Anregung von Oberflächenplasmonen machten die Forscher dafür verantwortlich. Wegen der geringen Dicke könnten Metaflächen leichter in photonische Chips integriert werden, die in Zukunft digitale Daten mit Licht rasant verarbeiten sollen.
Abb.: Negativer und postiver Brechungsindex bei Metaflächen aus Silber in Abhängigkeit von der Wellenlänge (Bild: High et al., Harvard U.)
Park und Kollegen sind davon überzeugt, dass sich ihre hyperbolische Metaflächen in vielen Varianten auch aus anderen Metallen als Silber fertigen lassen. Angepasst an die jeweils genutzte Lichtwellenlänge könnten damit optische Schaltkreise mit extrem geringen Strahlungsverlusten entwickelt werden. Auch das von der Wellenlänge abhängige Brechungsverhalten – mal negativ, mal positiv – ließe sich für optische Schaltprozesse nutzen. Ob die nanostrukturierten Metallschichten sogar zu handlicheren oder flexiblen Tarnkappen geeignet sein könnten, lässt sich bisher nicht absehen, jedoch mit weiteren Versuchen überprüfen.
Jan Oliver Löfken
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