27.12.2006

'Ich habe jede Sekunde genossen'

Die Erde hat Thomas Reiter wieder. Erster öffentlicher Auftritt in Deutschland ist für den 18. Januar geplant.

Die Erde hat Thomas Reiter wieder - Jede Sekunde im All genossen

Washington/Houston (dpa) - Nach seiner Rückkehr vom Langzeiteinsatz auf der Internationalen Raumstation ISS hat der deutsche Astronaut Thomas Reiter schnell wieder das Laufen gelernt. Reiter habe das Weihnachtsfest mit seiner Familie in seiner Wohnung in Houston (Texas) verbracht, sagte der Sprecher der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA, Franco Bonacina, am Dienstag auf Anfrage. «Thomas war bereits am zweiten Tag nach der Landung in sehr guter Verfassung», sagte Bonacina. Der 48-Jährige werde jetzt noch den Jahreswechsel in den USA verbringen und dann in der zweiten Januarwoche nach Europa zurückkehren. Der erste öffentliche Auftritt in Deutschland sei für den 18. Januar geplant.

Der deutsche Langzeitastronaut war am Freitagabend nach 171 Tagen im All wieder sicher und wohlbehalten mit der US-Raumfähre «Discovery» auf der Erde gelandet. «Ich habe jede Sekunde genossen», sagte der 48-Jährige am Samstag in seinem ersten Interview. Addiert mit dem Einsatz von 179 Tagen auf der inzwischen versenkten russischen Raumstation Mir hat der ESA-Astronaut jetzt fast ein Jahr seines Lebens im Weltall verbracht. Der frühere Testpilot bei der Bundeswehr hatte sich fast fünf Jahre auf sein Weltraum-Abenteuer vorbereit.

Während des Arbeitsaufenthaltes auf der ISS hatten Reiter und sein schwedischer ESA-Kollege Christer Fuglesang unter anderem Daten über die Strahlungsdosis gesammelt, der sie bei ihren Arbeiten im All ausgesetzt waren. Diese Daten sollen jetzt bei der Bewertung des Strahlungsrisikos bei Langzeiteinsätzen helfen.

Es sei ein großer Tag mit einer perfekten Landung gewesen, sagte der Direktor der US-Raumfahrtbehörde NASA, Michael Griffin. Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums DLR Sigmar Wittig zeigte sich kurz nach der Landung überglücklich und sprach von einem «vorgezogenen Weihnachtsfest».

Bundespräsident Horst Köhler übermittelte Thomas Reiter einen Brief und gratulierte. Der Astronaut habe mit seiner Arbeit «uns "Erdlingen" einen faszinierenden Einblick in die Arbeit an Bord der ISS gegeben und uns damit die Weiten des Weltraums ein bisschen näher gebracht».

Die siebenköpfige «Discovery»-Crew musste vor der Landung eine 90 Minuten lange Ehrenrunde im All einlegen, weil die Wetterverhältnisse beim ersten Landungsversuch in Florida nicht mitspielten. Reiter selbst war nach fünfeinhalb Monaten in der Schwerelosigkeit noch nicht in der Lage, die Stufen der Gangway hinunter zu laufen. Er sagte am Samstag, dass ihn trotz der täglich zwei Stunden Sport auf der ISS Anpassungsschwierigkeiten an die Schwerkraft auf der Erde plagten. «Wenn man aufstehen muss, dann fällt das unglaublich schwer. Die ersten Stunden sind kein Vergnügen. Alles dreht sich, wenn man den Kopf ein bisschen bewegt. Man hat das Gefühl, dass einem schwindelig ist.»

Der Weltraumeinsatz der «Discovery» galt als der bislang komplizierteste beim Ausbau der ISS. Die Station wurde von außen neu verkabelt, eine wichtige Voraussetzung für eine künftige Erweiterung. Außerdem holten zwei Astronauten bei einem heiklen Einsatz ein sechs Jahre altes Sonnensegel ein, das den neuen Segeln im Weg stand. Die Raumstation ist jetzt zur Hälfte ausgebaut. Bis zur Fertigstellung im Jahr 2010 sollen noch 14 weitere Space Shuttle zur ISS fliegen.

DLR-Vorstandsvorsitzender Wittig freute sich auf Oktober kommenden Jahres, wenn die «Discovery» das europäische Weltraumlabor «Columbus» zur ISS bringt. Das werde den Europäern die Möglichkeit für richtige Forschung geben. Hunderte von Experimenten warteten bereits, sagte Wittig. An Bord der «Discovery» soll dann auch der deutsche Astronaut Hans Schlegel sein.


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