08.11.2007

IEA: China und Indien sind wichtig

Ohne einen Beitrag der Schwellenländer wie China und Indien droht der Kampf gegen die Erderwärmung nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) verlorenzugehen.

London/Paris (dpa) - Ohne einen Beitrag der aufstrebenden Schwellenländer wie China und Indien droht der Kampf gegen die Erderwärmung nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) verlorenzugehen. Die ungebremste Zunahme des weltweiten Energieverbrauchs und die möglicherweise dramatischen Folgen für das Klima bedrohten aber alle Staaten, erklärte die IEA am Mittwoch in London in ihrem Weltenergie-Ausblick 2007. Der Einfluss der «neuen Giganten der Weltwirtschaft» sei radikal. Insgesamt werde der weltweite Energieverbrauch ohne einen Kurswechsel bis 2030 um mehr als die Hälfte zunehmen. Wirtschaft und Politik könnten aber noch gegensteuern.

Der schnellste und billigste Weg dafür sei die effizientere Energieausnutzung. Ein «radikaler Kurswechsel» könne die Entwicklung spürbar eindämmen, sagte IEA-Chef Nobuo Tanaka. Besonders groß sei das Potenzial in China und Indien. So könnten beispielsweise alleine strengere Auflagen für mehr Effizienz bei Klimaanlagen und Kühlschränken bis 2020 zu Einsparungen in Höhe der Produktion des gigantischen Drei-Schluchten-Staudamms in China führen.

Ohne einen Kurswechsel wird sich dem IEA-Bericht zufolge der Energieverbrauch von China und Indien bis 2030 mehr als verdoppeln. Etwa 45 Prozent der Nachfrage nach Primärenergie kommt dann aus den beiden Schwellenländern. Der weltweite Ausstoß des gefährlichen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) nimmt um gut 57 Prozent auf 42 Gigatonnen im Jahr zu. Schon in diesem Jahr löst China die USA als größter Umweltverschmutzer ab. Indien würde ungefähr im Jahr 2015 auf den dritten Platz aufrücken.

Der weltweite Energiemix wird dem Bericht zufolge ohne ein Umschwenken auch künftig von den fossilen Rohstoffen Öl, Gas und Kohle dominiert. Die Abhängigkeit der Industriestaaten von Öl- und Gasimporten - vor allem aus dem Nahen Osten und Russland - nimmt weiter zu. Obwohl die Investitionen in Produktionskapazitäten in den nächsten fünf Jahren zunähmen, sei nicht sicher, ob der künftige Energiehunger gestillt werden könne, hieß es.

Setzen die Regierungen bereits vereinbarte Klimaschutzstrategien um, könnte der weltweite CO2-Ausstoß der IEA zufolge ab dem Jahr 2020 weniger stark ansteigen als befürchtet. In diesem Alternativszenarium würde der Ausstoß 2030 dann 34 Gigatonnen erreichen, etwa ein Fünftel weniger als im Standardszenarium. Dies liege aber immer noch um etwa ein Viertel über dem derzeitigen Niveau. Nur ein radikaler, gemeinsamer Kraftakt der internationalen Gemeinschaft würde zu einer langfristigen Absenkung führen, erklärte die IEA. Notwendig sei mehr Energieeffizienz in Industrie, beim Wohnungsbau und im Verkehr sowie eine stärkere Nutzung erneuerbarer Energien und von Atomkraft.

Die IEA mit Sitz in Paris wurde auf dem Höhepunkt der Ölkrise in der 70er Jahren gegründet. Derzeit gehören ihr 26 Mitgliedsländer an, darunter auch Deutschland.

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