01.09.2016

Importiertes Leben auf Exoplaneten

Im Rahmen einer Genesis-Mission könnten Mikro-Raumschiffen in einigen Jahrzehnten lebende Organismen transportieren.

Lässt sich Leben auf Himmels­körper außerhalb unseres Sonnen­systems bringen, die nicht dauerhaft bewohnbar sind? Mit dieser Frage setzt sich Claudius Gros vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität auseinander. Die Suche nach Exo­planeten hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es sehr unter­schiedliche Typen gibt. „Es gilt daher als sicher, dass wir viele Exo­planeten entdecken werden, welche zeitweise, aber nicht dauerhaft bewohnbar sind. Auf diesen Planeten wäre Leben zwar möglich, es hätte aber nicht die Zeit, sich selbständig zu entfalten“, so Gros. Er hat vor diesem Hintergrund die Frage untersucht, ob es möglich wäre, Leben auf Planeten mit transienter Bewohn­barkeit zu bringen.

Abb.: Mehr als 100 Exoplaneten hat das Kepler Space Telescope der NASA entdeckt. (Bild: NASA / JPL)

Technisch wäre die Genesis-Mission schon in einigen Jahr­zehnten mittels interstellarer unbemannter Mikro-Raum­schiffe realisierbar, die sowohl passiv beschleunigt wie abgebremst werden könnten. Ein automa­tisiertes Genlabor an Bord der Sonde würde bei der Ankunft eine Auswahl einzelliger Lebewesen mit dem Ziel synthe­tisieren, eine Ökosphäre aus Einzellern auf dem Ziel­planeten zu etablieren. Diese könnte sich an­schließend autonom und eventuell auch zu komplexen Lebens­formen weiter­entwickeln. „Auf diese Weise könnten die etwa vier Milliarden Jahre übersprungen werden, die auf der Erde notwendig waren, um das prä­kambrische Entwicklungs­stadium zu erreichen, aus dem sich die Tierwelt vor etwa 500 Millionen Jahren entwickelt hat“, erläutert der Physiker. Um etwaig vor­handenes Leben nicht zu gefährden, würden Genesis-Sonden nur unbe­siedelte Exo­planeten ansteuern.

Die eigentliche Missions­dauer spielte beim Genesis-Projekt keine Rolle, da sich die Zeit­skalen für die nachfolgende geo-evolu­tionäre Ent­wicklung des Ziel­planeten in der Größen­ordnung von einigen zehn bis hundert Millionen Jahren bewegen. Das Genesis-Projekt hat daher keinen direkten Nutzen für die Menschen auf der Erde. „Es würde uns aber ermög­lichen, dem Leben etwas zurück­zugeben“, so Gros. In diesem Zusammen­hang diskutiert er auch, ob biologische Inkom­patibili­täten zu erwarten wären, falls eine evolu­tionär voll entwickelte zweite Erde kolo­nialisiert würde. „Das scheint derzeit jedoch höchst unwahr­scheinlich“, dämpft der Frank­furter Physiker zu hohe Erwar­tungen.

U Frankfurt / JOL

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