Ins Reich der Mittelwelle?
Europa und China planen gemeinsame wissenschaftliche Weltraummission
Die europäische Weltraumorganisation ESA und die Chinese Academy of Sciences (CAS) wollen eine gemeinsame wissenschaftliche Mission auf die Beine stellen. Nach zwei gemeinsamen vorbereitenden Workshops in Chengdu und Kopenhagen im vergangenen Jahr lief bis zum 16. März die Frist zum Einreichen von Vorschlägen für die inhaltliche Ausrichtung des Projekts. Zu den Voraussetzungen zählte dabei, dass jedes Projekt zwei Koordinatoren aus Europa bzw. China hat und dass sich die Kooperation innerhalb der Projekte auf alle Phasen und Ebenen der Zusammenarbeit erstrecken muss. Die Payload stellen ebenfalls beide Seiten gemeinsam, und die Daten sollen in Einklang mit den Regularien von ESA und NSSC nach einem Jahr interner Auswertung öffentlich gemacht werden.
Die neue Kollaboration baut auf früheren gemeinsamen Arbeiten auf, etwa bei der chinesischen Double-Star-Mission, ist aber die erste zwischen den Partnern „auf Augenhöhe“. Beide Seiten strichen die Bedeutung dieser neuen Kooperationsform heraus, die zwischen China und der NASA im Moment ausgeschlossen scheint.
Zu den etwa 15 eingereichten Vorschlägen zählen:
- „Discovering the Sky at the Longest Wavelengths (DSL)“ , ein radioastronomisches Interferometer für Wellenlängen im Bereich von Mittelwellen und darüber (> 10 m), das aus einem Mutterschiff und acht Minisatelliten bestehen und auf der erdabgewandten Seite in einem Mondorbit arbeiten würde,
- der MESSIER-Orbiter, der die Galaxienentstehung und Satellitengalaxien untersuchen soll,
- ein Röntgenobservatorium namens SMILE zur Erforschung der Magnetosphäre der Erde und
- ein Teleskop für den Spektralbereich des EUV (extreme ultra violet) mit dem Projektnamen SIRIUS, das stellare Koronen und andere „heiße“ Objekte in der Milchstraße beobachten würde.
Der weitere Zeitplan sieht zunächst eine Peer-Review-Phase vor bis Ende dieses Jahres. 2017 soll die Entscheidung fallen, nach weiteren vier Jahren ist für 2021 der Start der Mission vorgesehen. ESA und CAS sollen sich die geschätzten Kosten von etwa 100 Millionen Euro hälftig teilen.
Matthias Delbrück