Internationale Metrologie mit neuer Spitze
Roman Schwartz wird neuer Präsident der Internationalen Organisation für Gesetzliches Messwesen.
Die Mitgliedstaaten der Internationalen Organisation für Gesetzliches Messwesen (OIML) haben bei ihrem diesjährigen Treffen Anfang Oktober 2017 ihren neuen Präsidenten einstimmig gewählt: Roman Schwartz, Vizepräsident der Physikalisch-<wbr>Technischen Bundesanstalt (PTB), wird ab sofort für eine Amtszeit von sechs Jahren die Geschicke der Organisation leiten. Das ist nicht nur eine Anerkennung der persönlichen Leistungen von Roman Schwartz, sondern unterstreicht auch den guten Ruf, den die PTB in der internationalen Welt des Messwesens genießt.
Abb.: Roman Schwartz, neuer Präsident der OIML (Bild: PTB)
Oberstes Ziel der 1955 gegründeten „Organisation Internationale de Métrologie Légale“ (OIML) mit 127 Mitgliedstaaten ist es, die Vielzahl der nationalstaatlichen Rechtsvorschriften und messtechnischen Prüfungen von Messgeräten international zu harmonisieren. Betroffen sind eichpflichtige Geräte wie zum Beispiel Waagen, Zapfsäulen sowie Gas-, Wasser- und Elektrizitätszähler. Das hat viel mit Normung, Zertifizierung und vertrauensbildenden Maßnahmen zur gegenseitigen Anerkennung von Prüfergebnissen zu tun. Der praktische Nutzen ist groß: einerseits verlässliche und vergleichbare Messungen in Wirtschaft, Handel, Gesellschaft, Umweltschutz und Medizin, andererseits ein einfacherer Marktzugang für Messgerätehersteller rund um den Globus.
Bereits in seiner Zeit als Vizepräsident der OIML hat Roman Schwartz seine Handschrift hinterlassen: Unter seiner Federführung ist ein neues Zertifizierungssystem, das OIML-CS, entstanden, das die weltweite Anerkennung von Prüfergebnissen für deutlich mehr Messgerätearten und Teilnehmerländer als bisher erreichen soll. Am ersten Januar 2018 wird es in Kraft treten. Für die Hersteller von Messgeräten bedeutet das: Ein Messgerät, das bereits in einem Land geprüft und zertifiziert ist, sollte im Sinne eines möglichst reibungslosen wirtschaftlichen Warenverkehrs auch in einem anderen Land zugelassen werden können – und dies, ohne die Prüfungsprozeduren wiederholen zu müssen.
Das neue OIML-CS soll schrittweise für möglichst viele Messgerätearten ausgebaut werden. Es ist besonders für solche Mitgliedsländer der OIML interessant, die über keine eigenen Prüflaboratorien verfügen und sich auf die Prüfergebnisse anerkannter Prüflaboratorien anderer Mitgliedsländer verlassen wollen.
Eine Reihe von Herausforderungen warten auf die OIML, ihre Mitarbeiter und ihren neuen Präsidenten: So müssen die mehr als 100 messtechnischen Empfehlungen immer wieder aktualisiert und an neue Technologien angepasst werden. Hierfür müssen immer wieder erfahrene Mitarbeiter in den OIML-<wbr>Mitgliedsländern gefunden, motiviert und geschult werden. Auch die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft wird nicht vor dem Mess- und Eichwesen haltmachen.
Die OIML hat hier eine besondere Verantwortung und kann als breites, internationales Netzwerk einen wichtigen Beitrag zur digitalen Umgestaltung der Prozesse im gesetzlichen Messwesen leisten. Und nicht zuletzt erwarten jene Mitgliedsländer Hilfe, in denen sich eine nationale Qualitätsinfrastruktur noch im Aufbau befindet. Hier gibt es gute Ansatzpunkte für eine verstärkte Zusammenarbeit mit der metrologischen Schwesterorganisation, dem Internationalen Komitee für Maß und Gewicht (CIPM), die ihren Sitz – wie auch die OIML – in Paris hat.
PTB / DE