ISS spreizt ihre Flügel
Die internationale Raumstation ISS spreizt jetzt auf beiden Seiten ihre Flügel. Das zweite Paar neuer Sonnensegel wurde automatisch entfaltet.
Washington (dpa) - Die internationale Raumstation ISS spreizt jetzt auf beiden Seiten ihre Flügel. Nahezu problemlos wurde am Dienstag das zweite Paar neuer Sonnensegel automatisch entfaltet. Die siebenköpfige Crew der amerikanischen Raumfähre «Atlantis» hatte das 17,5 Tonnen schwere Segment mit den 70 Meter langen Sonnenpaneelen am Vortag an der rechten Seite der ISS angebracht. Der Ausbau der ISS hat damit eine neue Dimension erreicht.
Angesichts des Zeitdrucks und einer anstehenden Notreparatur an einer Isoliermatte am Heck des Orbiters muss die «Atlantis»-Crew zwei Tage länger im All bleiben. Ein zusätzlicher vierter Außeneinsatz sei in das Programm aufgenommen worden, sagte Flugdirektor John Shannon im NASA-Kontrollzentrum in Houston in Texas. Die Beschädigung sei aber keine große Angelegenheit. Die «Atlantis» soll jetzt am 21. Juni um 13.54 Uhr (19.54 Uhr MESZ) in Cape Canaveral (Florida) landen.
Mit dem zusätzlichen Zeitpolster von zwei Tagen stellt sich die NASA auf mögliche Probleme ein, die am Mittwoch beim Zusammenfalten eines alten Sonnensegels entstehen könnten. Dieses Segel steht derzeit den neuen Sonnenpaneelen im Weg. Außerdem sollten die sieben «Atlantis»-Astronauten bereits damit beginnen, den Laufzettel für kommende Shuttle-Missionen abzuarbeiten, sagte NASA-Manager Joel Montalbano in Houston.
Weil die «Atlantis» wegen eines Hagelschadens am Außentank im März nicht starten konnte, ist die NASA in diesem Jahr mit einem Flug in Verzug. Nach den Worten von Flugdirektor Shannon gab es den Wunsch nach einer Flugverlängerung von elf auf 13 Tage bereits vor dem Start am vergangenen Freitag.
Die NASA prüft noch, wie der Schaden an der Isoliermatte behoben werden kann. Am linken oberen Heck ist durch die gewaltigen Reibungskräfte und Luftströmungen beim Start eine 10 Mal 15 Zentimeter große Ecke der Isolation umgeknickt. Sie steht jetzt wie ein Dreieck nach oben. «Wir denken, dass die Astronauten dort hingehen können und sie (die Ecke) einfach herunter drücken», sagte Shannon.
Die Reparatur wird nach bisheriger Schätzung mindestens anderthalb Stunden dauern. Ein «Atlantis»-Astronaut wird dazu mit dem Roboterarm zum Heck der Raumfähre geschwenkt. Die Ecke kann dann beispielsweise mit einem Metallfaden an der daneben liegenden Isoliermatte angenäht oder mit einem Spezialklebstoff festgeklebt werden.
Mehrere Raumfähren sind nach den Worten von Shannon mit ähnlichen Beschädigungen sicher zur Erde zurückgekehrt. Das Problem: An einem herausstehenden Stück entsteht beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zusätzliche Reibung und Hitze. «Das könnte wirklich die Oberfläche des Teils beschädigen, und das wollen wir mit Sicherheit nicht», sagte Shannon.
Bereits einen Tag nach dem Andocken an der ISS arbeiteten in der Nacht zum Dienstag zwei NASA-Astronauten 6 Stunden und 15 Minuten im freien All. Nachdem die Astronauten mit Hilfe des Roboterarms der ISS ein 17,5 Tonnen schweres Segment mit den neuen Sonnensegeln an der Raumstation angebracht hatten, stiegen Jim Reilly und Danny Olivas zu einem Außeneinsatz aus. Sie verbanden unter anderem die elektrischen Anschlüsse und Datenkabel der neuen Sonnensegel mit der Raumstation. Sie schlossen nach Angaben der NASA außerdem das Kühlsystem an.
Weitere Infos:
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NASA - Human Spaceflight:
http://spaceflight.nasa.gov -
ESA - Human Spaceflight and Exploration:
http://www.esa.int/esaHS/