05.01.2004

Jubel bei der NASA

Der amerikanische Roboter «Spirit» ist am frühen Sonntag auf dem Mars gelandet.

Der amerikanische Roboter «Spirit» ist am frühen Sonntag auf dem Mars gelandet.

Washington/Pasadena (dpa) - Besuch auf dem Roten Planeten: Nach sieben Monaten und einer über 400 Millionen Kilometer langen Reise ist der amerikanische Roboter «Spirit» am frühen Sonntag auf dem Mars gelandet. In den kommenden Wochen soll er auch mit Hilfe deutscher Technologie nach Lebensspuren suchen. Im Kontrollzentrum der Raumfahrtbehörde NASA im kalifornischen Pasadena brach Jubel aus, als das erste schwache Tonsignal zeigte, dass der Roboter geschützt durch seine Prallsäcke sicher im Gusev-Krater aufgeschlagen war. Zur Freude der Wissenschaftler konnten auch schon die ersten Bilder vom Mars in bester Qualität auf der Erde empfangen werden.

Dieses 360 Grad Panoramabild wurde von der Navigationskamera des Mars-Rovers Spirit kurz nach der Landung aufgenommen. Es ist aus mehreren Einzelbildern zusammgesetzt. (Quelle: NASA/JPL)

Vor zwei Wochen war der europäische Roboter «Beagle 2» auf dem Mars gelandet, doch fehlt von ihm noch jedes Lebenszeichen. Die Europäische Weltraumagentur (ESA) in Darmstadt gratulierte am Sonntag der NASA zur Landung von «Spirit». ESA-Flugdirektor Michael McKay sagte, die ersten Signale von «Beagle 2» erwarte die ESA am Mittwoch. Das «Beagle»-Mutterschiff «Mars Express», das von Sonntag an in eine neue Bahn um den Mars manövriert werden soll, habe bessere Chancen, mit der Marssonde zu kommunizieren als die amerikanische Sonde «Odyssey», die es vergebens versucht habe.

Die schwierigste Phase des Fluges von «Spirit» hatte am Sonntag gegen 5.15 Uhr MEZ begonnen. Zu diesem Zeitpunkt warf der Roboter seine Reisehülle ab. Mit 5400 Meter pro Sekunde schoss er 15 Minuten später in die Marsatmosphäre hinein. Die Reibung der dünnen Atmosphäre bremste Spirit auf 430 Meter pro Sekunde ab, bevor sich der Fallschirm öffnete. Dann zündeten Bremsraketen, und schließlich wurde der Fallschirm 15 Meter über dem Boden gekappt. Die Prallsäcke, die den Roboter einhüllen, ließen ihn nach dem Aufprall wie einen Gummiball über den Marsboden hüpfen, bevor er zur Ruhe kam.

Der beim Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA für die Landung verantwortliche Wissenschaftler Rob Manning zeigte sich begeistert. «Das war alles perfekt.» Auch NASA-Chef Sean OKeefe reagierte erleichtert. Er sprach von einer «außerordentlichen Leistung». In offensichtlicher Anspielung auf die letzten fehlgeschlagenen Landeversuche der NASA auf dem Mars 1999 und den Absturz der Raumfähre «Columbia» fügte OKeefe hinzu, der Erfolg zeige auch, dass die NASA lernfähig sei.

Bis zum Sonntagnachmittag (US-Ortszeit) sendete der Roboter nach NASA-Angaben mehr als 60 Fotos in hervorragender Qualität zur Erde. Zu sehen sind der Marshorizont und Teile des Fahrzeugs. Nachdem der Rover den Aufprall offensichtlich unbeschadet überstanden hatte, befreite er sich programmgemäß aus der inneren Schutzhülle und entfaltete seine Solarkollektoren. Die ersten Bilder werden von einer Kamera auf einem aufgerichteten Mast etwa 1,5 Meter über dem Marsboden gemacht.

Die nächste Woche wird der Roboter an seinem Landeort verharren, bis er auf seinen sechs Rädern zur ersten Erkundungsfahrt aufbricht. Die NASA erwartet, dass die Abenteuer des Roboters und seines drei Wochen später folgenden Zwillingsbruders «Opportunity» wie schon bei dem «Sojourner»-Roboter der Pathfinder-Mission 1997 Millionen Zuschauer vor die Fernseher locken wird. Die acht hoch auflösenden Kameras «Spirits» und die deutlich größere Kopfhöhe des neuen Roboters lassen fantastische Bilder vom Mars erwarten.

Zudem haben die Rover einen viel größeren Aktionsradius als ihre Vorgänger. «Spirit» und «Opportunity» können an einem Tag weiter fahren als «Sojourner» während seiner ganzen Lebensdauer. Mit Hilfe ihrer Instrumente untersuchen sie dabei Gesteinsbrocken auf Wasserspuren und organische Moleküle - und damit auf Zeichen von Leben. Entscheidend sind dabei auch zwei in Deutschland gebaute Spektrometer für die Gesteinsanalyse.

Abgerundet wurden die US-Raumfahrt-Erfolge binnen weniger Stunden durch die NASA-Sonde «Stardust» (US-Ortszeit), die erstmals in der Geschichte der Raumfahrt den «Sternenstaub» eines Kometen eingesammelt hatte. Die US-Weltraumbehörde NASA bezeichnete am Freitagabend (Ortszeit) die Mission als vollen Erfolg und erhofft sich nun weitere Aufschlüsse über die Entstehung des Sonnensystems und der Erde. Allerdings wird es noch bis zum Januar 2006 dauern, bis die Sonde selbst die Erde wieder erreicht und den Sternenstaub mit einer Fallschirm-Kapsel über einem Militärgelände im US-Staat Utah abwirft.

Thomas Müller, dpa

Die Marsmissionen der USA

Seit 1964 hat die US-Raumfahrtbehörde NASA zahlreiche Versuche unternommen, mit Flugkörpern den Mars zu erreichen. Dabei hat es spektakuläre Erfolge, aber auch Rückschläge gegeben. Eine Chronologie der bisherigen US-Missionen:

  • 1964: Die erste 8. Juli starten die US-Sonden «Spirit» und «Opportunity» zum Mars.NASA-Marsmission, «Mariner 3», missglückt.

  • 1965: «Mariner 4» passiert als erste Sonde den Roten Planeten und schießt 22 Fotos.

  • 1969: Die NASA schickt «Mariner 6» und «Mariner 7» zum Mars. Sie liefern zusammen rund 200 Fotos.

  • 1971: «Mariner 8» schlägt schon beim Start fehl. Die NASA startet «Mariner 9», die mehrere 1000 Mars-Fotos liefert.

  • 1976: Die US-Sonde «Viking 1» schafft am 20. Juni die erste weiche Landung auf dem Roten Planeten, auch «Viking 2» landet erfolgreich. Beide liefern eine Fülle von Daten und mehr als 50 000 Fotos.

  • 1993: Die NASA verliert den 1992 gestarteten «Mars-Observer» kurz vor dem Ziel.

  • 1997: Die NASA feiert einen Doppelerfolg. Mit dem «Mars Pathfinder» landet erstmals seit den «Vikings» wieder eine Sonde auf dem Roten Planeten. «Pathfinder» und sein Marsmobil «Sojourner» funken 16 000 Aufnahmen zur Erde. Im September schwenkt der «Mars Global Surveyor» in eine Umlaufbahn um den Mars ein. Bis heute kartiert er die Oberfläche.

  • 1999: Die 1998 gestarteten NASA-Sonden «Mars Climate Orbiter» und «Mars Polar Lander» gehen beide bei Ankunft am Ziel verloren.

  • 2001: Am 24. Oktober schwenkt die NASA-Sonde «2001 Mars Odyssey» in eine Umlaufbahn um den Roten Planeten ein. Sie liefert seitdem Daten über die Marsoberfläche und entdeckte unter anderem große Mengen Wasser in Form von Eis im Marsboden.

  • 2003: Am 11. Juni und am

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