Jubiläum am Samstagmorgen
An der TU Darmstadt fand die 100. Veranstaltung der Reihe „Saturday Morning Physics“ statt.
Mucksmäuschenstill ist es im großen Physik-Hörsaal der TU Darmstadt, obwohl er an diesem Samstagmorgen fast bis auf den letzten Platz besetzt ist. Während ihre Altersgenossen sich nochmal im Bett umdrehen, haben fast 500 Schülerinnen und Schüler auch weite Anfahrtswege nicht gescheut, um Punkt 9 Uhr an der ersten Veranstaltung der diesjährigen „Saturday Morning Physics“ teilzunehmen. Nach dem Vortrag „Was ist Licht? Einmal Welle – Teilchen und zurück“ des Physikprofessors Thomas Walther brandet Applaus auf, eine rege Diskussion sowie die Vorführung einiger Experimente schließen sich an. Drei Stunden lang bleiben die Schüler bei der Stange, bevor sie sich um 12 Uhr auf den Heimweg machen. Am darauf folgenden Samstag geht es mit einem anderen Thema weiter, insgesamt acht Termine stehen auf dem Programm.
Über 400 Schülerinnen und Schüler füllen den großen Physik-Hörsaal am Samstagmorgen. (Foto: Susanne Weyand)
Bundesweit bieten heute zahlreiche Fachbereiche ähnliche Veranstaltungen an. Pionier in Deutschland ist aber die TU Darmstadt, die damit bereits 1999 begonnen und inzwischen 100 Veranstaltungen durchgeführt hat, an denen fast 7000 Schülerinnen und Schüler teilgenommen haben. Mitte der 90er-Jahre hatte der Darmstädter Physiker Harald Genz die gleichnamige Veranstaltung am Fermilab in den USA kennengelernt, und angesichts des damals dramatischen bundesweiten Einbruchs bei den Anfängerzahlen in der Physik war er von der Notwendigkeit überzeugt, für das Fach zu werben. Allen Unkenrufen zum Trotz, am Samstagmorgen würde eh kein Schüler freiwillig kommen, gab es bereits im ersten Jahr einige hundert Anmeldungen, und dieses Interesse hält seither an – auch bei den Vortragenden, allesamt Professoren der TU Darmstadt. „Anders als in mancher Nebenfachvorlesung sind die Schüler wirklich interessiert. Die Atmosphäre im Hörsaal ist einmalig“, schwärmt Walther, der im vergangenen Jahr mit einem kleinen Team die Organisation von Harald Genz übernommen hat. Angesichts inzwischen längst wieder gestiegener Anfängerzahlen geht es den Organisatoren auch nicht mehr nur darum, die „Werbetrommel“ für die Physik oder die TU Darmstadt zu rühren. „Wir können nicht den Anspruch haben, dass alle Teilnehmer Physik studieren“, sagt Walther, „aber wir hoffen, dass bei allen die Erkenntnis reift, dass Physik für uns als Gesellschaft wichtig ist.“
Dank zahlreicher Sponsoren, darunter die DPG sowie die WE-Heraeus-Stiftung, ist die Teilnahme für die Schüler nicht nur kostenlos, als Ansporn winken sogar zahlreiche Preise, ein „Saturday Morning Physics Diplom“ für alle, die höchstens einmal gefehlt haben, sowie als Hauptpreis ein einwöchiger Aufenthalt an der Yale University – wenn das kein Grund ist, am Samstagmorgen früh aufzustehen.
Stefan Jorda
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