06.07.2020

Kleinste Kräfte messen

Rasterkraftmikroskop weist winzige Kraft von nur 100 Femtonewton nach.

Die Rasterkraft­mikroskopie ermöglicht die Abbildung von Oberflächen mit atomarer Auflösung, indem die kleinen Kräfte, welche zwischen einer atomar scharfen Spitze und der Oberfläche in einem Abstand von einigen hundert Piko­metern wirken, abhängig von der Position der Spitze über der Oberfläche, gemessen werden. In der Regel werden diese Experimente bei Spitzen-Proben-Abständen durchgeführt, bei welchen die Spitze stark mit der Probe wechsel­wirkt und Kräfte in einem Bereich von einigen hundert Pikonewton bis zu einigen Nanonewton wirken.

Abb.: Schematische Dar­stellung des Experi­ments. Die elektro­statische...
Abb.: Schematische Dar­stellung des Experi­ments. Die elektro­statische Kraft zwischen der Metallspitze über der Isolator­oberfläche nimmt mit dem Abstand z drastisch ab. (Bild: A. Liebig, U. Regensburg)

Diese Kräfte sind für ein einzelnes Atom relativ groß und führen zu starken Verzerrungen der atomaren Bindungen. Regens­burger Experimental­physiker vom Lehrstuhl für Quanten-Nano­wissenschaft um Franz J. Gießibl haben hoch-präzise Messungen mit einer atomar scharfen Metallspitze auf einer ionischen Isolator-Oberfläche aus Calcium­fluorid durchgeführt. Den Wissenschaftlern gelang es, winzige Kräfte von 100 Femto­newton nachzuweisen, also nur 0,1 Billionstel eines Newtons.

100 Femtonewton entsprechen der äußerst geringen gegenseitigen Anziehungs­kraft zweier 77 Kilogramm schweren Personen, die sich im Abstand von zwei Kilometern aufhalten. Zum Vergleich: Beide Personen werden jeweils mit etwa 755 Newton von der Erde angezogen. Der Messabstand konnte so groß gehalten werden, dass Quanten­effekte wie kovalente Bindungen oder Pauli Abstoßung vernachlässigt werden können. Damit konnten die Wissenschaftler ihre Mess­ergebnisse mit größter Präzision durch das Coulomb-Gesetz erklären.

Mit Hilfe einer in der Arbeits­gruppe entwickelten Methode zur Bestimmung der atomaren Struktur der Spitze konnten die Wissen­schaftler die theo­retische Beschreibung des Experiments so stark verbessern, dass das Modell die Messdaten mit einer Genauigkeit von 99,5 Prozent wiedergeben konnte. Die durch die Studie aufge­zeigten Möglich­keiten der präzisen Messung von kleinsten Kräften können – kombiniert mit der genauen Beschreibung der Messspitze – dazu beitragen, den Nanokosmos präziser zu vermessen. 

U. Regensburg / JOL

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