Klimawandel kostet Milliarden
Der Klimawandel kostet Deutschland in den kommenden 50 Jahren einer Studie des DIW zufolge bis zu 800 Milliarden Euro.
Hamburg (dpa) - Der Klimawandel kostet Deutschland in den kommenden 50 Jahren einer Studie zufolge bis zu 800 Milliarden Euro. Die Analyse veröffentlichte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW/Berlin) am Mittwoch. «Dabei werden die Folgeschäden des Klimawandels für die ärmeren Bundesländer deutlich stärker zu Buche schlagen als für die wohlhabenden Ländern», sagte die Energieexpertin des DIW, Professorin Claudia Kemfert, zum Auftakt des «Extremwetter-Kongresses» in Hamburg. Unterdessen hat sich in der Antarktis eine Eisfläche von der doppelten Größe der Stadt Frankfurt/Main gelöst.
Bezogen auf die Wirtschaftskraft seien Sachsen-Anhalt, Rheinland- Pfalz und Thüringen am stärksten von den Klimakosten betroffen, erläuterte Kemfert. «Ökonomische Schäden werden aber in allen Bundesländern zunehmen.» Dazu gehörten Überflutungsschäden, aber auch Wasserknappheit und zunehmende Waldbrandgefahr. «Durch extrem heiße Sommer wird in Zukunft gerade in Südwestdeutschland die Land- und Forstwirtschaft mit Wasserknappheit rechnen müssen.»
In extremen Hitzeperioden werde aufgrund des Niedrigwassers in einigen Flüssen nicht genug Wasser vorhanden sein, um Kraftwerke ausreichend mit Kühlwasser zu versorgen. Das berge Risiken für die Energieversorgung, wie auch Stürme, Hagel oder extreme Eislasten, sagte Kemfert. Positive Effekte habe der Klimawandel aber etwa für den Tourismus an Nord- und Ostsee.
In der Antarktis ist derweil ein Eisberg von 105 Quadratkilometern Fläche aus dem Schelfeis gebrochen. Das teilte das US-Eis- und Schneedatenzentrum (NSIDC) am Dienstag (Ortszeit) in Boulder mit. Schelfeis schwimmt auf dem Meer, ist aber fest mit dem Eis an Land verbunden. Der Eisklotz habe sich bereits am 28. Februar von der Südwestseite des Wilkins-Schelfeises gelöst. Dadurch sei danach eine Eisfläche von 405 Quadratkilometern auseinandergebrochen.
Die Forscher machen den Klimawandel für den raschen Zerfall des Eisschildes verantwortlich. In den vergangenen 50 Jahren sei in der Region mit durchschnittlich einem halben Grad Celsius pro Jahrzehnt der stärkste Temperaturanstieg weltweit verzeichnet worden. Das Wilkins-Schelfeis liegt rund 1000 Kilometer vor der Südspitze Südamerikas an der südwestlichen antarktischen Halbinsel.
Nur ein dünner Streifen intakten Eises verhindere jetzt noch, dass es zu weiteren Abbrüchen an dem insgesamt mehr als 13 000 Quadratkilometer großen Eispanzer komme, berichtete das Datenzentrum. «Im Fall des Wilkins-Schelfeises wird der Meeresspiegel nicht angehoben, weil es sowieso schon auf dem Ozean schwimmt», erläuterte der führende NSIDC-Wissenschaftler Ted Scambos.
Der Frankfurter Klimaforscher Prof. Christian Schönwiese bezeichnete den Eisbruch in der Antarktis als «nicht so dramatisch». Die Fläche, die sich vom Schelfeis gelöst habe, sei gar nicht so besonders groß, sagte er am Rande des Hamburger «Extremwetter- Kongresses», der am Mittwoch begann. Im März 2000 hatte sich vom Ross-Eisschelf eine 11 655 Quadratkilometer große Eisfläche gelöst.
Auch sei der Eisbruch kein Indiz dafür, dass das Eis am Südpol schmelze, betonte Schönwiese. Es könnte sogar sein, dass die Eismasse in der Antarktis zunehme und der Abbruch eine Art «Kalbungsprozess» sei. Ganz anders als am Nordpol bestehe nach seiner Überzeugung für das antarktische Eis auf absehbare Zeit kaum die Gefahr des Wegschmelzens. Das Eis auf dem antarktischen Festland schmilzt vor allem in der relativ kleinen Westregion des Kontinents.
Schmelzendes Eis in der Antarktis gefährdet nach Ansicht des deutschen Polarexperten Arved Fuchs den Bestand von Pinguinen und Walen. «Wale und Pinguine ernähren sich von Krill (Kleinkrebsen). Wenn das Eis schmilzt, gibt es weniger Algen, die unter dem Eis wachsen und damit auch weniger Krill», sagte der Abenteurer und Buchautor am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur dpa.
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