Kosmischer Kannibalismus
Astronomen haben in den Sternbildern Drache und Großer Bär die Reste kannibalisierter Zwerggalaxien identifiziert.
La Laguna (dpa) - Astronomen haben in den Sternbildern Drache und Großer Bär die Reste kannibalisierter Zwerggalaxien identifiziert. Die geisterhaften Sternenschleier umgeben zwei große, nahe Spiralgalaxien, die sich ihre kleineren Begleiter einverleibt haben. Die Beobachtung belege die Theorie, nach der große Galaxien wie unsere Milchstraße nach und nach durch die Verschmelzung kleinerer Galaxien entstanden sind, teilte das Astrophysikalische Institut der Kanaren (IAC) auf der Insel Teneriffa mit.
In rund 40 Millionen Lichtjahren Entfernung hat eine zerstörte Zwerggalaxie einen gigantischen, schwach schimmernden Sternenring um die Spiralgalaxie NGC 5907 im Sternbild Drache hinterlassen. Die Spiralgalaxie habe ihren Begleiter vor mindestens vier Milliarden Jahren kannibalisiert, berichten die Astronomen. Im Sternbild Großer Bär hat vor rund drei Milliarden Jahren die Spiralgalaxie NGC 4013 einen kleinen Begleiter verschlungen. Davon zeugt nach Auskunft der Astronomen eine große, dünne Schleife alter Sterne, die von dem galaktischen Kannibalismus übrig geblieben sei.
Abb: Spiralgalaxie NGC 5907 aufgenommen mit einem Amateurteleskop in den Bergen von Neu Mexiko (Credit: R. Jay Gabany)
«Diese Sternenschleier sind sehr schwierig nachzuweisen und haben eine sehr geringe Sternendichte», erläuterte IAC-Studienleiter David Martínez. «Das ist der Grund für ihre geisterhafte Erscheinung. Daher, und weil sie mit dem Tod einer Zwerggalaxie verbunden sind, kann man sie als die Geister nun verschwundener Galaxien ansehen.» Die Beobachtungen böten die einzigartige Gelegenheit, die letzten Schritte beim Aufbau von Galaxien wie unserer eigenen zu beobachten, betonte Martínez.
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