Kristalle züchten mit Hochdruck
Neue Kristallzüchtungsanlage arbeitet mit hohen Drücken ohne Präzisionsverluste.
Der aus dem Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden (IFW) ausgegründeten Technologiefirma Scientific Instruments Dresden (ScIDre) ist es gelungen, eine einzigartige Kristallzüchtungsanlange auf den Markt zu bringen. Besonders und weltweit erstmalig ist die Züchtung von hochschmelzenden Einkristallen unter Gasdrücken von bis zu 300 bar bei frei wählbarer Zusammensetzung der Gasmischung. Damit steht ein völlig neuer Parameterbereich zur Materialsynthese offen. Erster Abnehmer der neuesten ScIDre-
Abb.: Im Brennpunkt des oberen Spiegels des HKZ befindet sich die Prozesskammer. Hier findet bei Temperaturen bis 3000 Grad Celsius und einem Gasdruck bis 300 bar die Kristallzüchtung statt. (Bild: Scidre)
Ein zentrales Thema der grundlagenorientierten Materialwissenschaft ist die Herstellung komplexer Einkristalle. Diese in der Natur oft nicht existenten Materialien weisen ganz besondere Eigenschaften auf, deren Erforschung zunächst zum grundlegenden Verständnis physikalischer Phänomene beiträgt. Es sind dann aber auch diese Materialien, die aufgrund ihrer Eigenschaften in verschiedenen, technisch relevanten Bereichen wie Datenspeicherung, Hochleistungselektronik oder -optik ihre Anwendung finden.
Mit einer Vorgängerversion der neuen Hochdruck-
Nun ist es den Forschern und Entwicklern bei ScIDre gelungen, den in ihren Anlagen bislang üblichen Gasdruck von 150 bar auf 300 bar zu steigern, ohne dabei Einbußen in der Präzision des Züchtungsprozesses hinnehmen zu müssen – ein Weltrekord! Gemeinsam mit der Option, die Zusammensetzung der Gasmischung frei variieren zu können, stößt dies das Tor zu einer neuen Welt der Materialsynthese auf.
Initiiert wurde die Entwicklung der neuen Kristallzüchtungsanlage von der Johns Hopkins University in Baltimore, USA. Gemeinsam mit den drei Universitäten Cornell, Clark Atlanta und Princeton gehört Johns Hopkins zu der Werkstoffinnovationsplattform PARADIM (Platform for the Accelerated Realization, Analysis and Discovery of Interface Materials). Die Synthese und Erforschung neuer Materialien, bei denen insbesondere die physikalischen Eigenschaften der Grenzflächen im Fokus stehen, ist das Ziel des mit 25 Millionen Dollar von NSF (National Science Foundation) geförderten Vorhabens.
„Für uns ist es eine große Freude“, so Robert Schöndube, Geschäftsführer der ScIDre GmbH in Dresden, „dass wir von den Spitzenwissenschaftlern in den USA das Vertrauen zur Entwicklung der 300-bar-
IFW / DE