03.06.2016

Künstliche Atome mit gewissem Dreh

Erstmals Berry-Krümmung in topologischem Quantenmaterial vollständig vermessen.

In üblichen Materialien müssen sich Elektronen, die für den Strom­transport verantwortlich sind, ihren Weg durch gleichmäßig verteilte Hindernisse im Fest­körper bahnen. In topologischen Quanten­materialien können sich Teilchen dagegen nur auf gewissen, mehr oder weniger verdrehten Wegen – die einen Twist beinhalten – bewegen und verhalten sich entsprechend den Gesetzen der Quanten­physik zudem wie Teilchen und Wellen gleichzeitig.

Abb.: Künstlerische Darstellung der berechneten Geometrie der Eigenstände der zwei Bloch-Bänder (Bild: K. Sengstock)

Es gibt eine zentrale Eigenschaft, die die Topologie, also den Quanten-Twist dieser Materialien, komplett beschreiben kann: die „Berry-Krümmung“, benannt nach dem englischen Physiker Michael Berry, der das Grund­konzept dazu bereits in den 1980er Jahren angelegt hat. Ein Team um Klaus Sengstock und Christof Weiten­berg vom Institut für Laser­physik der Universität Hamburg konnte die Berry-Krümmung in einem Quanten­material nun erstmalig vollständig vermessen.

Die Physiker nutzten bewusst ein künstliches Quanten­material, das heute weltweit erforscht wird: atomare Wolken – ultra­kalte Quanten­gase – in einem künstlichen Fest­körper, gebildet aus Laser­licht. Zunächst brachten die Forscher die Atome, die in diesen Experimenten die Rolle von Elektronen in Fest­körpern übernahmen, in das künstliche Material ein, das die zu untersuchende Topologie enthielt. Dann konnten sie mithilfe weiterer Laser diese Topologie sehr präzise messen.

Christof Weitenberg, der die Experimente betreute, betont: „Wir konnten bereits in diesen ersten Experimenten die Topologie eines künstlichen Materials bestimmen, und das ist erst der Anfang, wir alle sind sehr begeistert von den Möglichkeiten dieser neuen Methode.“ Klaus Sengstock ergänzt: „Neuartige Quanten­materialien werden schon in naher Zukunft eine wichtige Rolle in den absehbaren Quanten­technologien spielen; Quanten­computer sind dabei besonders visionär und nur durch neue Konzepte zu verwirklichen.“ Materialien mit dem gewissen Twist können vermutlich dazu wichtige Beiträge liefern: „Es ist besonders spannend, in diesem Bereich zu forschen, da das Forschungs­feld dieser neuen Quanten­materialien erst ganz am Anfang steht, vieles ist noch gar nicht erforscht“, so Sengstock.

U. Hamburg / DE

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