26.07.2018

Leben auf dem Mond?

In der Frühzeit unseres Trabanten könnte ein Dutzende Millionen Jahre langes Zeitfenster für Habitabilität vorgelegen haben.

Unser Mond ist heute leblos und unbewohnbar. Es gibt keine nennens­werte Atmo­sphäre, kein flüssiges Wasser auf der Ober­fläche, keine Magneto­sphäre zum Schutz vor Sonnen­winden und kosmischer Strahlung sowie große Temperatur­schwankungen. Den Mond mit Bewohn­barkeit in Zusammen­hang zu bringen, scheint gewagt und stellt bisherige Hypothesen auf den Kopf. Dirk Schulze-Makuch, Astro­biologe an der TU Berlin, und sein Kollege Ian A. Crawford von der Universität London haben neueste Forschungen zur Unter­suchung von Boden- und Gesteins­proben zusammen­getragen und verglichen. Sie kommen zu dem Schluss, dass es vor mehr als drei Milliarden Jahren ein Zeit­fenster gegeben haben könnte, in dem Leben auf dem Erd­trabanten möglich war.

„Es geht nicht darum, ‚grüne Männchen‘ zu finden. Bakterien und Mikroben sind ebenfalls biologisches Leben und vor allem: diese primitiven Lebens­formen sind die Grund­lage für die Entwicklung höherer, intelligenter, auch technik­nutzender Lebens­formen“, sagt Dirk Schulze-Makuch vom TU-Zentrum für Astronomie und Astro­physik, der bereits seit mehreren Jahren an der TU Berlin zum Thema „Leben auf extra­terrestrischen Planeten“ forscht.

„Wir gehen davon aus, dass der Mond als Resultat einer gigantischen Kollision der Erde mit einem anderen Himmels­körper vor 4,5 Milliarden Jahren entstand“, so Schulze-Makuch. Flüchtige Stoffe und Flüssig­keiten könnten sich aber in Teilen des frisch entstandenen Mondes erhalten haben oder durch Meteoriten­einschläge – von deren Häufigkeit die Mond­oberfläche heute noch zeugt – eingetragen wurden. Andere Wissen­schaftler hatten ebenfalls bereits vermutet, dass in dieser frühen Zeit auch Krater­eruptionen und die Frei­setzung von Lava sowie dadurch große Mengen an Gasen, eine schützende Atmo­sphäre geformt haben könnten, die etwa siebzig Millionen Jahre Bestand gehabt haben könnte. „Die Mond­atmosphäre vor etwa 3,5 Milliarden Jahren war wahrscheinlich dichter als die heutige Atmo­sphäre des Mars. Insgesamt ergibt sich daraus ein beachtliches Zeit­fenster, in dem nicht nur flüssiges Wasser auf der Ober­fläche des Mondes existiert haben könnte, sondern auch Leben“, so Schulze-Makuch.

Vor etwa vier Milliarden Jahren, als das erste Leben auf der Erde entstand, kollidierten viele Asteroiden und Meteoriten mit der Erde. Bakterien könnten von der Erde den Mond erreicht haben, den Impakt und Flug überlebt haben, und zwar genau in dem Zeit­fenster, als das Leben auf dem Mond möglich war, als Wasser in einer frühen Atmo­sphäre auf der Ober­fläche vorhanden war, ebenso ein Magnet­feld. In den Gesteins­proben von der Mond­oberfläche jedenfalls, die während der Mond­missionen gesammelt wurden, gibt es Hinweise auf Oxidations­vorgänge und hydro­thermale Prozesse.

Um diese ersten Ergebnisse und die daraus resultierenden hoch­spekulativen Hypothesen weiter zu erhärten, so die Wissenschaftler abschließend, sei es notwendig, entsprechende Forschungs­programme welt­weit voran­zutreiben. Sie empfehlen, diese Unter­suchungen in neuen (Mond-) Simulations­kammern durchzuführen, ebenso wie auf der inter­nationalen Raum­station ISS. Nur so könne man testen, ob es ein frühes Zeit­fenster für Leben auf dem Mond gegeben haben könnte.

TU Berlin / DE

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