Leopoldina-Präsident: Deutschland braucht eine Nationalakademie
Der Präsident der Leopoldina in Halle, Volker ter Meulen, hat die Ernennung zur Nationalakademie verteidigt. Alle großen Nationen verfügten über Nationalakademien.
Halle (dpa) - Der Präsident der Leopoldina in Halle, Volker ter Meulen, hat die Ernennung zur Nationalakademie verteidigt. Alle großen Nationen verfügten über Nationalakademien, die ihr Land in internationalen Wissenschaftsgremien vertreten, sagte er am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Die Leopoldina habe als Nationalakademie die Aufgabe, wissenschaftsbasierte Politikberatung zu leisten. Sie sei weiterhin eine unabhängige Institution. Die Leopoldina ist die älteste naturwissenschaftliche Akademie Europas. Sie wird an diesem Montag zur Nationalen Akademie der Wissenschaften ernannt.
Trotz der Beförderung soll der Sitz der Einrichtung in Halle bleiben und nicht nach Berlin verlegt werden. «Wir sind seit 1878 hier in Halle, und wir werden hierbleiben», sagte Generalsekretärin Jutta Schnitzer-Ungefug am Sonntag dem Radiosender MDR Info. Sicher werde man ein Hauptstadtbüro mit einigen Mitarbeitern eröffnen, um Kontakt zur Politik zu pflegen. Aber: «Wir wollen ja nicht der Politik nach dem Munde reden, wir wollen eine wirkliche Distanz zur Politik und unsere Empfehlungen wissenschaftsbasiert erarbeiten.»
«Wir sind keine Auftragnehmer. Wir sind nicht dafür da, die Hausaufgaben eines Ministeriums zu erledigen, dafür sind deren wissenschaftlichen Beiräte da, sondern in zwei Dritteln aller Fälle suchen wir uns die Themen selbst aus», sagte der Präsident der Leopoldina, ter Meulen.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) sieht Politik und Wissenschaft in einer gemeinsamen Verantwortung. «Selten wird es nur einen wissenschaftlich als richtig erkannten Weg zur Lösung von Problemen geben», erklärte er laut Mitteilung in seiner wöchentlichen Videobotschaft. Sachsen-Anhalt werde sich künftig mit 20 Prozent am jährlichen Etat beteiligen.
Nach Angaben des Virologen ter Meulen sind Schlüsselthemen Klima, Energie, Gesundheit und Bildung. «Die Kunst muss sein, dass man eine Sensibilität entwickelt für anstehende Fragestellungen. Wir produzieren keine Blaupausen für die Politik, sondern wir versuchen nur die Entscheidungsträger in unserem Land aufzuklären, so dass sie den notwendigen wissenschaftlichen Background haben.»
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