Männer nicht begabter für Naturwissenschaften als Frauen
Männer sind nach Einschätzung von Wissenschaftlern nicht grundsätzlich begabter für Naturwissenschaften als Frauen.
Forscherin:
München (dpa) - Männer sind nach Einschätzung von Wissenschaftlern nicht grundsätzlich begabter für Naturwissenschaften als Frauen. «Das sind Stereotypen. Es gibt da keine wissenschaftlich haltbaren Unterscheidungen», sagte Elsbeth Stern, Professorin für Lehr- und Lernforschung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, am Montagabend in München im Rahmen der Vorlesungsreihe «Der kleine Unterschied - Wie verschieden sind die Geschlechter wirklich?».
Besseres naturwissenschaftliches Verständnis sei dem männlichen Geschlecht «nicht in die Gene geschrieben». Untersuchungen hätten gezeigt, dass in allen intellektuellen Bereichen höchstens sehr kleine Unterschiede zwischen den Geschlechtern festzustellen seien - wenn überhaupt. Weil sich aber Jungen aus evolutionsbiologischen Gründen tendenziell früher für technische Zusammenhänge interessierten, hätten Sie einen Wissensvorsprung, wenn der naturwissenschaftliche Unterricht in der Schule starte. Schon bei Drittklässlern seien deutliche Unterschiede zu beobachten.
Stern forderte darum, früher mit dem naturwissenschaftlichen Unterricht zu beginnen. «Der Zeitpunkt, zu dem man mit den harten Naturwissenschaften beginnt, kann für Mädchen nicht ungünstiger sein. Mit 15 sind sie damit beschäftigt, ihren ersten BH zu kaufen und dann kommt man ihnen mit Physik», sagte Stern.
Dass es in naturwissenschaftlichen Spitzenpositionen mehr Männer als Frauen gibt, führte sie eher auf gesellschaftliche als biologische Gründe zurück. Frauen in der Naturwissenschaft seien eine «diskriminierte Minderheit». Das männliche Sexualhormon Testosteron sei nicht verantwortlich für bessere Erfolgschancen. «Aggressive Jungen sind außerhalb ihrer Subkultur weder beliebt noch erfolgreich und Männer mit Testosteronüberschuss laufen eher Gefahr, im Gefängnis zu landen, als Professor an einer technischen Hochschule zu werden», sagte Stern.
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