Magnetfelder füttern junge Sterne
CARMA: Rolle des Magnetfelds in Akkretionsscheiben komplexer als vermutet.
T-Tauri-Sterne sind jünger als eine Million Jahre und haben die Hauptreihe noch nicht erreicht. Aus einer zirkumstellaren Scheibe strömt immer noch Materie auf den entstehenden Stern, bis er schließlich auf seine endgültige Masse angewachsen ist. Wie diese Akkretion abläuft, ist bislang nicht vollständig geklärt. Zwar sorgt die von außen nach innen zunehmende Geschwindigkeit für eine Viskosität, die das Gas abbremst und so nach innen fallen lässt. Doch der Effekt ist um viele Größenordnungen zu klein, um den beobachteten Massenzuwachs junger Sterne in dieser Entwicklungsphase zu erklären.
Abb.: Künstlerische Darstellung eines T-Tauri-Sterns mit Akkretionsscheibe und Magnetfeld. (Bild: CfA, Harvard U.)
Astronomen vermuten daher, dass Magnetfelder eine entscheidende Rolle für die Akkretion spielen. Durchdringt ein magnetisches Feld die zirkumstellare Scheibe, so verbinden die Feldlinien die elektrisch geladenen Teilchen des teilweise ionisierten Gases. Diese magnetische Kopplung führt ähnlich wie die Viskosität zu einer Abbremsung. Diese „Magnetorotationsinstabilität“ ist allerdings um Größenordnungen stärker als die Viskosität und damit ein vielversprechender Lösungsansatz für das Akkretionsproblem bei jungen Sternen.
Bislang konnten Astronomen zwar magnetische Feldstärken an der Oberfläche von T-Tauri-Sternen und im innersten Bereich ihrer Akkretionsscheiben messen. Die Stärke und Morphologie des Magnetfelds im größten Teil der Scheibe blieb ihnen jedoch verborgen. Das hat sich nun geändert. Ian Stephens von der Boston University und seine Kollegen präsentieren Beobachtungen des Sterns HL Tauri mit dem „Combined Array for Millimeterwave Astronomy“ CARMA, die erstmals die Morphologie des Magnetfelds in der zirkumstellaren Scheibe dieses T-Tauri-Sterns auflösen.
Der Schlüssel zu den Beobachtungen ist der Staub in der Akkretionsscheibe. Die winzigen Staubkörner sind einerseits nicht sphärisch, sondern länglich, und andererseits elektrisch geladen. Dadurch richten sie sich mit ihren Längsachsen in einem magnetischen Feld aus. Durch diese Ausrichtung wiederum sendet der Staub signifikant polarisierte Strahlung aus. Aus einer Messung der Polarisation können Stephens und seine Kollegen also auf das Magnetfeld zurückschließen.
Theoretische Modelle für die Magnetorotationsinstabilität gehen entweder von einem toroidalen oder einem poloidalen Magnetfeld aus, oder zumindest von einer Mischung dieser beiden Möglichkeiten. Die Messungen von Stephens und seinen Kollegen zeigen jedoch, dass das Magnetfeld auf einer Skala von achtzig Astronomischen Einheiten parallel zur großen Hauptachse der zirkumstellaren Scheibe ausgerichtet ist. Das Magnetfeld in der Scheibe könne also weder eine dominierende vertikale Komponente besitzen, noch könne ein rein toroidales Feld die beobachtete Morphologie erklären. Diese unerwartete Morphologie deute darauf hin, dass die Rolle des Magnetfelds bei der Akkretion auf T-Tauri-Sterne komplexer ist als das gegenwärtige theoretisches Verständnis vermuten lasse, so die Forscher.
Rainer Kayser
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