Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum eröffnet
Krebsbehandlung mit einem bei der GSI entwickelten Verfahren kann beginnen.
Letzte Woche eröffnete das Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum MIT, nachdem im Oktober bereits die ersten Patienten behandelt wurden. Die Therapie mit schweren Ionen wurde beim GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt entwickelt und an der Beschleunigeranlage von 1997 bis 2008 erfolgreich in der Behandlung von Tumorpatienten eingesetzt. In Marburg geht nun deutschlandweit die zweite Anlage an einer Klinik in Betrieb, mit der größere Patientenzahlen auf diese Weise behandelt werden können.
Abb.1: Am Behandlungsplatz bei GSI wurden 444 Patienten mit großem Erfolg behandelt. (Bild: A. Zschau / GSI Helmholtzzentrum)
Am MIT wird eine effiziente und nebenwirkungsarme Krebstherapie bis zu 750 Menschen jährlich zur Verfügung stehen. Nach dem Vorbild des Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrums wurde in Marburg eine Anlage zur Bestrahlung mit Ionen gebaut, die auf Forschung und Entwicklung von GSI, dem Uniklinikum Heidelberg, dem Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ und dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf beruht.
„Wir freuen uns, dass die Marburger Anlage fertiggestellt werden konnte und dass ab sofort mehr Patienten von der bei GSI entwickelten, sehr wirkungsvollen und schonenden Ionenstrahl-Therapie profitieren können“, sagt Gerhard Kraft, der ehemalige Leiter der Abteilung Biophysik bei GSI. „Sie ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Grundlagenforschung durch gelungenen Technologietransfer der Gesellschaft und den Menschen zugutekommt.“ Karlheinz Langanke, der Wissenschaftliche Geschäftsführer von GSI, sagt: „Dies ist auch ein großer persönlicher Erfolg für Gerhard Kraft, den Gründer der Ionentherapie bei GSI und Pionier in Europa“.
Abb. 2: Der Behandlungsplatz im MIT. (Bild: Universitätsklinikum Heidelberg)
Bereits in den 1980er Jahren fanden bei GSI erste erfolgversprechende biologische Experimente und technische Entwicklungen zu einer neuartigen Technologie der Bestrahlung von Tumoren mit schweren Ionen statt. Biophysiker arbeiteten eng mit Beschleunigerphysikern, Technikern und Medizinern zusammen, um die Beschleunigeranlage für eine Krebstherapie weiterzuentwickeln. Denn mit dem gleichen Beschleuniger, mit dem auch Supernovae und Neutronensterne erforscht werden, sollten Menschen behandelt werden. Von 1997 bis 2008 wurden die ersten klinischen Studie gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg, dem DKFZ und dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf durchgeführt: 444 Patienten, die vorwiegend Tumore an der Schädelbasis hatten, wurden mit Kohlenstoff-Ionenstrahlen aus der GSI-Beschleunigeranlage mit großem Erfolg behandelt.
Besonders wirkungsvoll und schonend ist dieses Verfahren, weil Ionenstrahlen in den Körper eindringen und ihre Wirkung verstärkt im Tumorgewebe entfalten, wo sie stecken bleiben. Sie können außerdem durch das bei GSI entwickelte Rasterscanverfahren Punkt für Punkt millimetergenau im schädlichen Tumorgewebe platziert werden, sodass gesundes umliegendes Gewebe geschont wird.
Die im GSI-Pilotprojekt gewonnenen Erkenntnisse flossen direkt in die Konstruktion einer Beschleunigeranlage speziell für den Therapiebetrieb, die einen klinischen Routinebetrieb möglich machen sollte. In Heidelberg wurde daraufhin das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT gebaut, für das eine deutlich kleinere Beschleunigeranlage von GSI entwickelt wurde. Nach diesem Vorbild wurde auch die Anlage in Marburg errichtet.
GSI / SK