29.07.2008

Mehr Abiturienten verzichten aufs Studium

Im vergangenem Jahr gab es zwar 17 Prozent mehr Schulabgänger mit Abitur oder Fachhochschulreife als noch 2003. Gegenüber dem gleichen Jahr sank jedoch die Studienanfängerzahl um 5 Prozent.

Berlin (dpa) - Immer mehr junge Leute verzichten auf ein Studium. Zwar gab es im vergangenem Jahr 17 Prozent mehr Schulabgänger mit Abitur oder Fachhochschulreife als noch 2003. Gegenüber dem gleichen Jahr sank jedoch die Studienanfängerzahl um 5 Prozent, bestätigte das Statistische Bundesamt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa. Zugleich wurden 28 Prozent mehr Abiturienten in einer betrieblichen Berufsausbildung registriert.

Als Gründe für den Studienverzicht gelten unter Hochschulforschern die erheblich ausgeweiteten örtlichen Zulassungsbeschränkungen (Numerus Clausus), Studiengebühren, die oft unklare Finanzierung des Lebensunterhalts sowie ein bürokratischer Wirrwarr bei der Studieneinschreibung seit Inkrafttreten des neuen Studentenauswahlrechtes der Hochschulen.

Die Kultusminister hatten wegen der geburtenstarken Schulabgängerjahrgänge allein in den vergangenen drei Jahren mit mindestens 60 000 Studienanfängern mehr gerechnet - und dies nur in ihrer «vorsichtigen» Prognosevariante, wonach 75 Prozent der entsprechenden Abiturientenjahrgänge tatsächlich auch ein Studium beginnen. Bei einer Quote von 85 Prozent hätten es laut der Prognose sogar über 180 000 Studienanfänger mehr sein müssen.

SPD-Generalsekretär Hubertus Heil forderte angesichts der Daten den Verzicht auf Studiengebühren. Deutschland brauche mehr Studenten. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) müsse auf die Länder- Wissenschaftsminister von CDU und CSU entsprechend einwirken.

Die Prognose der Kultusminister war ein Auslöser für den 2007 von Bund und Ländern vereinbarten Hochschulpakt, mit dem bis 2010 über 91 000 zusätzliche Studienplätze für die starken Schulabgängerjahrgänge geschaffen werden sollen. Über die Fortsetzung des Paktes wird derzeit verhandelt.

Bei dem jüngsten Treffen der Wissenschaftsminister von Bund und Ländern wurde bekannt, dass vor allem große Flächenländer im Westen das Paktziel im ersten Jahr deutlich verfehlt haben. Statt der bereits für 2007 verabredeten zusätzlichen 13 000 Plätze in der ersten Ausbaustufe wurden bundesweit nur 2500 Plätze geschaffen. Gleichwohl ist der Bund gegenüber den Ländern finanziell bereits in Vorleistung getreten.

2003 wurde mit 377 504 Neueinschreibungen der bisherige Studienanfängerrekord erzielt - nach der Bafög-Reform von 2002 und einer großen Werbeaktion der Bundesregierung für das Studium. Zwischen 2004 und 2006 sanken dann die Anfängerzahlen wieder erheblich. 2007 gab es einen leichten Anstieg auf 358 673 - was politisch als «Trendwende» interpretiert wurde. Gleichwohl liegt die Zahl immer noch um gut 20 000 unter der niedrigsten Prognosevariante der Kultusminister.

Der Rückgang der Studienneigung wird auch bei den jährlichen Abiturientenbefragungen durch das Hochschul-Informations-System (HIS) deutlich. Danach ist die «Intention» für ein Studium von 73 Prozent (2002) auf 68 Prozent (2006) gesunken - und nähert sich dem Tiefstand von 1999 an, als nur 66 Prozent der Abiturienten eine Studienabsicht bekundeten. Zwar entscheidet sich nach den Erfahrungen der Hochschulforscher später ein kleiner Teil der Befragten trotz ihrer zunächst negativen Einschätzung dennoch für den Hochschulbesuch. Gleichwohl gilt die Befragung als wichtiger Stimmungstest für die aktuelle Studienneigung.

Die Bundesbildungsministerin gab am Montag den Startschuss für die Vergabe von 1000 «Aufstiegsstipendien». Damit soll beruflich besonders Qualifizierten auch ohne klassisches Abitur ein Studium oder eine akademische Weiterbildung finanziert werden. «Wir setzen ein wichtiges Zeichen für den Aufstieg durch Bildung», sagte Schavan. Für ein Vollzeitstudium werden monatlich 650 Euro plus 80 Euro Büchergeld gezahlt. Für ein berufsbegleitendes Studium gibt es jährlich 1700 Euro Kostenbeteiligung. Die Stipendien sind ein Beitrag des Bundes zur Qualifizierungsinitiative. Über weitere Reformen will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten Ende Oktober in Dresden verhandeln.

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