Mehr Experimente
Schluss mit Chemie- und Physikunterricht zum Einschlafen: Mit mehr Experimenten und praktischen Übungen sollen Europas Schüler für eine naturwissenschaftliche Karriere gewonnen werden.
Brüssel (dpa) - Schluss mit Chemie- und Physikunterricht zum Einschlafen: Mit mehr Experimenten und praktischen Übungen sollen an Europas Schulen junge Menschen für eine naturwissenschaftliche Karriere gewonnen werden. Radikale Veränderungen seien dringend nötig, damit die EU bei der Ausbildung von Naturwissenschaftlern im globalen Wettbewerb nicht zurückfalle, forderte eine von der EU-Kommission beauftragte Expertengruppe am Dienstag in Brüssel. Lehrer müssten die Schüler zu mehr Beobachtungsfähigkeit, Fantasie und logischem Denken erziehen. Geht es nach dem Willen der Experten, einer Gruppe von zumeist Hochschullehrern, sollen mit etwa 60 Millionen Euro in den nächsten sechs Jahren Programme aufgelegt werden, um Unterricht spannender zu machen.
EU-Forschungskommissar Janzez Potocnik sagte, eine bessere naturwissenschaftliche Ausbildung schon in der Schule sei für die Zukunft Europas entscheidend.
Allein in Deutschland ist die Zahl der Hochschulabsolventen dem Bericht zufolge in Physik zwischen 1996 und 2003 kontinuierlich zurückgegangen. Ein ähnliches Bild bietet sich in der Mathematik. Besonders ungeliebt sind die Naturwissenschaften bei Frauen: In Deutschland waren nur knapp ein Viertel der Absolventen im Jahr 2004 in diesen Studiengängen weiblich. Damit lag die Bundesrepublik noch deutlich unter dem EU-Durchschnitt von gut 31 Prozent.
Die Experten fordern, dass künftig vor allem Mädchen gefördert werden und sich Lehrer besser weiterbilden. Dabei sollten Mitgliedstaaten enger zusammenarbeiten. Das in dem Bericht vorgeschlagene pädagogische Konzept sei in allen 27 EU-Ländern anwendbar.
Grundlage für die Empfehlung der Wissenschaftler sind zwei Initiativen, die bereits in europäischen Ländern laufen. Eines davon ist das so genannte SINUS-Transferprogramm, das in Deutschland für einen besseren Unterricht in naturwissenschaftlichen Fächern sorgen soll.