22.10.2025 • OptikMedizinphysik

Miniatur-3D-Druck im Körper

Förderung der Carl-Zeiss-Stiftung für Andrea Toulouse soll den Aufbau von biologischem Gewebe durch eine endoskopische Mikrooptik ermöglichen.

Dr. Andrea Toulouse vom Institut für Techni­sche Optik der Univer­sität Stutt­gart erhält von der Carl-Zeiss-Stiftung im Rahmen des Programms CZS Nexus eine mit 1,8 Mil­lionen Euro dotierte Förderung für den Aufbau einer neuen Nach­wuchs­gruppe. Die Wissen­schaft­lerin forscht im Bereich der Mikro­optik und des faser­basierten 3D-Drucks. Ihre Vision sind 3D-Drucker, die eines Tages biolo­gisches Gewebe direkt im Körper aufbauen können.

Andrea Toulouse koppelt Licht eines Lasers in eine optische Faser, deren leuchtende Spitze zu einem Mini-3D-Drucker werden soll.
Andrea Toulouse koppelt Licht eines Lasers in eine optische Faser, deren leuchtende Spitze zu einem Mini-3D-Drucker werden soll.
Quelle: U Stuttgart / Uli Regenscheit

„Eine eigene, unabhängige Nach­wuchs­gruppe gibt mir die Chance, den endosko­pischen 3D-Druck in eigener Verant­wortung und in großer Freiheit weiter voranzu­bringen“, freut sich Toulouse. „Mit zwei Dokto­randen­stellen aus den Inge­nieurs­wissen­schaften und einer aus der Bio­techno­logie wird die Gruppe zudem inter­diszi­plinär ausge­richtet sein. Das ist wichtig, da die Entwick­lung eines sinn­voll einsetz­baren Bio-3D-Druckers eine Forschungs­aufgabe dar­stellt, die nur fach­über­greifend gelöst werden kann.“

3D-Druckverfahren mit Hilfe von Licht sind heute schon recht verbreitet, um im Labor zum Beispiel Knorpel-, Muskel-, oder Lungen­gewebe herzu­stellen. Im zweiten Schritt muss dann jedoch immer eine kompli­kations­anfällige Implan­tation folgen, da typische Drucker viel zu groß für den Einsatz an Ort und Stelle sind. Praktischer wäre ein dünner, endosko­pischer 3D-Drucker, der in den Körper einge­führt werden kann und Gewebe nahtlos dort druckt, wo es später seinen Dienst ver­richten soll.

Diese Lücke will die neue Forschungs­gruppe mit dem Namen „3D Endo­scopic Micro­fabri­cation“ schließen. Die zen­tralen Bau­steine sind dabei die Miniaturi­sierung, der Einsatz lich­tbasierter Verfahren mit einer hohen Auflösung sowie der Ersatz der bisher verwen­deten biolo­gisch nicht abbau­baren Foto­lacke durch Bio­tinten.

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„In unserer Gruppe wollen wir eine 3D-gedruckte Mikrooptik entwickeln, die so klein ist wie ein Salzkorn und auf der Spitze einer Glasfaser sitzt. Dort soll sie Licht so formen, dass auch komplexe Gewebestrukturen in 3D gedruckt werden können, und zwar mit Mikrometer-Auflösung und damit im Maßstab von Körperzellen“, erklärt Andrea Toulouse. Mit ihrer Nachwuchsgruppe möchte sie zunächst die Technologie schaffen. Ein enger interdisziplinärer Austausch mit Prof. Michael Heymann vom Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme soll darüber hinaus auch grundsätzliche biologische Fragen adressieren: Könnten etwa kleine Klettergerüste den körpereigenen Zellen genau vorgeben, wie sie wachsen sollen? Und ließe sich so ein Regenerationsprozess in Gang setzen, der vom Körper selbstständig vervollständigt werden kann?

Dass 3D-Druck durch eine optische Faser prinzipiell möglich ist, konnte bereits im Rahmen des Vorgängerprojekts „EndoPrint3D“ gezeigt werden, in dem Andrea Toulouse als Sprecherin gemeinsam mit den Professoren Alois Herkommer (Institut für Technische Optik), Michael Heymann und Harald Giessen (4. Physikalisches Institut), ebenfalls mit Unterstützung der Carl-Zeiss-Stiftung, den endoskopischen 3D-Druck mit ultrakurzen Femtosekundenpulsen testen konnte. Darauf aufbauend lauten die zentralen Forschungsfragen für die neue Gruppe 3DEndoFab nun: Welche Methoden des lichtbasierten 3D-Drucks sind für den endoskopischen Einsatz im biomedizinischen Kontext am besten geeignet? Und wie lässt sich der faserbasierte 3D-Druck minimalinvasiv, effizient und sicher umsetzen?

Eine sehr dünne optische Faser für den 3D-Druck im Größenvergleich mit einer Bleistiftmine
Eine sehr dünne optische Faser für den 3D-Druck im Größenvergleich mit einer Bleistiftmine
Quelle: U Stuttgart, ITO / Andrea Toulouse / Marco Wende

Wichtig ist es Toulouse dabei, „die Dinge zu Ende zu denken“ und den Bogen zur Medizin zu schlagen. Um den Transfer in die klini­sche Anwendung zu fördern, wird sie ihre Gruppe in den neuen Forschungs­verbund Bionic Intel­ligence Tübingen Stutt­gart (BITS) unter dem Dach des Cyber Valley einbringen, dessen Co-Sprecher Syn Schmitt bereits den Förder­antrag unter­stützt hat. Auch der Profil­bereich Biomedical Systems and Robotics for Health der Universität Stuttgart wird durch die Nach­wuchs­gruppe gestärkt und es könnten sich vielfältige Chancen für inter­diszi­plinäre Zusammen­arbeit mit anderen Mitglie­dern im Profil­bereich ergeben.

Das Programm CZS Nexus fördert junge Talente mit inter­diszipli­nären Forschungs­ideen an der Schnittstelle verschie­dener MINT-Disziplinen. Dr. Tou­louse qualifi­zierte sich dafür über ihr Physikstudium an der RWTH Aachen, ihre Promotion auf dem Gebiet 3D-gedruckter Mikro­optiken an der Univer­sität Stuttgart und als Spreche­rin im inter­diszipli­nären Projekt Endo­Print3D. Zudem bringt sie Industrie­erfahrung aus der Laser­technik bei TRUMPF ein. Die 37-Jäh­rige war von 2017 bis 2021 Dokto­randin am ITO und leitet dort seit 2021 als Post­doc die Gruppe „3D-gedruckte Mikro­optik und Simula­tion“. Ihre unabhängige For­schungs­gruppe 3DEndoFab startete am 1. Oktober 2025. [U Stuttgart / dre]

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