27.04.2017

Mit Bor gegen Kohlendioxid

Selbstaufheizender Katalysator als Licht­fänger, photo­ther­mischer Wandler, Wasser­stoff-Produ­zent und Kata­ly­sator.

Lichtfänger, photothermischer Wandler, Wasserstoff-Produzent und Kata­ly­sator in einem, das bietet ein selbst­auf­heizender Bor-Kata­ly­sator, der Sonnen­licht beson­ders gut aus­nutzt, um Kohlen­di­oxid effi­zient zu redu­zieren. Diese jetzt von einem Forscher­team aus Japan und China vor­ge­stellte photo­thermo­kata­ly­tische Reaktion benötigt außer Wasser keine weiteren Hilfs­stoffe. Sie könnte Ausgangs­punkt für neue effek­tivere Ver­fahren zur Umwand­lung des Treib­haus­gases Kohlen­di­oxid in eine nutz­bare Kohlen­stoff­quelle für die Her­stel­lung von Treib­stoffen und chemischen Pro­dukten sein.

Abb.: Bor als Licht­fänger, photo­ther­mi­scher Wand­ler, Wasser­stoff-Pro­du­zent und Kata­ly­sa­tor. (Bild: W-VCH)

Als ideale Route, um Kohlendioxid nutzbar zu machen, wird die Reduk­tion mit einem Photo­kata­ly­sator und Sonnen­licht als einziger Energie­quelle ange­sehen – ein Prozess, der vom Prinzip her dem ersten Schritt der Photo­syn­these ent­spricht. Trotz jahr­zehnte­langer Ent­wick­lungs­arbeiten laufen die Ver­fahren zur Kohlen­di­oxid-Umwand­lung aber noch immer sehr ineffi­zient. „Die Gründe liegen vor allem in einer bisher noch unzu­rei­chenden Aus­nutzung des Sonnen­lichts, der sehr hohen Energie­barriere für die Akti­vie­rung des Kohlen­di­oxid-Mole­küls sowie in der lang­samen Kinetik der betei­ligten mehr­fachen Elek­tronen- und Protonen-Trans­fer­pro­zesse“, er­läutert Jinhua Ye vom japa­nischen National Insti­tute for Mate­rials Science.

Zusammen mit ihrem Team verfolgt Ye jetzt eine Strategie, bei der nicht nur die Licht­energie, sondern auch die ther­mische Energie des Sonnen­lichts genutzt werden soll. Wenn die Sonne auf eine Ober­fläche scheint, wird diese erwärmt. Diesen photo­ther­mischen Effekt wollen die Forscher nutzen, um die Wirk­sam­keit kata­ly­tischer Systeme zu steigern. Die Wahl fiel dabei auf Pulver aus elemen­tarem Bor, deren starke, sehr breite Absorp­tion des Sonnen­licht-Spektrums und deren effek­tive photo­ther­mische Um­wand­lung für eine bemer­kens­werte Selbst­auf­heizung des be­strahl­ten Kata­ly­sators sorgen. So gelang dem Team eine effi­ziente Kohlen­di­oxid-Reduk­tion zu Kohlen­monoxid und Methan, die in Gegen­wart von Wasser und unter Licht­ein­strah­lung – ohne weitere Reagen­zien oder Co-Kata­ly­satoren – erreicht wurde.

Unter Bestrahlung heizten sich die Borpartikel auf etwa 378 Grad Celsius auf. Bei diesen Tempe­ra­turen kommt es zu einer Reak­tion mit dem Wasser, in situ ent­stehen dabei Wasser­stoff und Bor­oxide. Die Bor­oxide wirken als Fänger für Kohlen­di­oxid-Mole­küle. Der ent­ste­hende Wasser­stoff ist hoch­reak­tiv und sorgt – in Gegen­wart des durch Licht akti­vier­ten Bor­kata­ly­sators – für eine effek­tive Reduk­tion des Kohlen­di­oxids, indem er die benö­tig­ten Protonen und Elek­tronen zur Ver­fügung stellt.

„Der Schlüssel zum Erfolg liegt in den günstigen Eigen­schaften des Bor-Pulvers, die es zu einem Alles-in-Einem-Kata­ly­sator machen: Licht­fänger, photo­ther­mischer Wandler, Wasser­stoff-Pro­du­zent und Kata­ly­sator“, erläutert Ye. „Unsere Studie belegt das viel­ver­spre­chende Poten­zial der photo­thermo­kata­ly­tischen Stra­tegie für die Umwand­lung von Kohlen­di­oxid und er­öff­net zudem neue Per­spek­tiven für weitere Sonnen­energie nutzende Reak­tions­systeme.“

W-VCH / RK

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