08.05.2020

Mit Wissenschaft gegen die Corona-Pandemie

Das Positionspapier der mathematisch-naturwissenschaftliche Fachgesellschaften .

Die fünf Gesellschaften weisen auf die Beiträge hin, die von den Natur­wissenschaften gerade in der aktuellen Krise geleistet werden. Ob es um technische Einrichtungen wie Intensiv­betten oder Beatmungs­geräte geht, um die Voraussage künftiger Fallzahlen, für die mathematische, medizinische und epidemio­logische Kenntnisse gleichermaßen wichtig sind, um die Erforschung des Virus, die Entwicklung neuer Tests auf COVID-19 bzw. auf Antikörper gegen das Virus oder um die Herstellung der benötigten Schutz- und Desinfektions­mittel – überall ist natur­wissenschaftlicher Sachverstand gefragt. Das gilt insbesondere für die medizinische Versorgung sowie für die Entwicklung eines Impfstoffes oder wirksamer Medikamente, an denen Wissen­schaftlerinnen und Wissenschaftler in aller Welt derzeit mit Hochdruck arbeiten.

Abb.: Die Corona-Pandemie erfordert mehr...
Abb.: Die Corona-Pandemie erfordert mehr mathe­matisch-naturwissen­schaftlichen Sachverstand in der Bevölkerung. (Bild: CDC / DPG)

Der Dachverband der Geo­wissenschaften (DVGeo), die Deutsche Mathe­matiker-Vereinigung (DMV), die Deutsche Physi­kalische Gesellschaft (DPG), die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) sowie der Verband Biologie, Biowissen­schaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO) vertreten insgesamt mehr als 130.000 Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaftler. „Auch wenn die Politik letztlich die Entscheidungen fällen muss, kann die Pandemie nicht ohne Forschung und Expertise von Mathematikern, Medizinern und Natur­wissenschaftlern überwunden werden“, sagt DMV-Präsident Friedrich Götze. „Die in den letzten Jahren zusammen­getragenen Erkenntnisse zu Corona-Viren bilden die Basis für konkrete und zeitnahe Maßnahmen. Die COVID-19-Pandemie ist damit ein eindrückliches Beispiel für die essenzielle Bedeutung der Grundlagen­forschung, deren Anwendungs­relevanz weder zeitlich noch inhaltlich vorhersagbar ist“, ergänzt Felicitas Pfeifer, Vize­präsidentin des VBIO.

Die Bericht­erstattung zur aktuellen COVID-19-Pandemie zeigt überdeutlich, dass das Verständnis von mathematischen und natur­wissenschaftlichen Zusammenhängen unabdingbar ist, um komplexe Informationen über Fallzahlen, Reproduktions­ziffern oder die Wirksamkeit von Schutz­maßnahmen zu verstehen und nicht auf Panikmache oder „Fake News“ herein­zufallen. Die Fach­gesellschaften fordern daher, dass in den Schulen Fächern wie Mathematik und Natur­wissenschaften höchste Aufmerksamkeit geschenkt wird. „Wir brauchen mehr Naturwissenschaften in den Schulen und zwar in allen Altersstufen. Mit mathe­matisch-natur­wissenschaftlichem Unterricht fördern wir das logische Denken und das Verständnis für komplexe Zusammenhänge,“ betont Lutz Schröter, Präsident der DPG. Und Peter R. Schreiner, Präsident der GDCh, ergänzt: „Und wir sorgen dafür, dass Deutschland auch in Zukunft über hervor­ragende Problem­löserinnen und Problemlöser aus Medizin, Mathematik und Natur­wissenschaften verfügt, um künftige Heraus­forderungen zu meistern.“

Schließlich betonen die Fach­gesellschaften auch die Bedeutung der Wissenschafts­kommunikation. „Die Bevölkerung hat ein Recht darauf, umfassend informiert zu werden, und zwar so, dass sie es versteht“, sagt DVGeo-Präsident Jan Behrmann. Die mathematisch-natur­wissenschaftlichen Fach­gesellschaften empfehlen in diesem Zusammenhang, die Wissenschafts­kommunikation und den Wissenschafts­journalismus insgesamt zu stärken und ihre Rolle im Wissenschafts­betrieb aufzuwerten. Die Fachgesellschaften erwarten, dass die COVID-19-Pandemie auch langfristig Folgen haben wird. Dies betrifft sowohl die Kranken­versorgung, die wirtschaft­liche Entwicklung und das gesellschaftliche Miteinander, als auch die Art, wie Wissenschaft und Forschung künftig organisiert werden. Die Hochschul­ausbildung, der wissen­schaftliche Austausch auf Tagungen und Konferenzen, Forschungs­kooperationen und das Publikations­wesen werden sich ändern und darauf müssen sich Lehrende und Forschende an den Hochschulen ebenso einstellen wie Veranstalter von Tagungen sowie Verlage.

Die mathe­matisch-naturwissen­schaftlichen Fachge­sellschaften anerkennen die wichtige Rolle der Sozial- und Wirtschafts­wissenschaften beim Verständnis der Folgen der Pandemie sowie ethischer Kriterien, um mit den Folgen umzugehen. Sie betonen die große Bedeutung der Mathematik, der Medizin und der Natur­wissenschaften für das Verständnis des Virus und seiner Ausbreitung. Die unterzeichnenden Fach­gesellschaften bieten der Politik und Gesellschaft ihre Fach­kenntnis und ihre Unter­stützung an, um geeignete Strategien zur Bewältigung der Coronakrise zu entwickeln und zu helfen, wichtige Entscheidungen – auch bei unvoll­ständiger Erkenntnis – vorzu­bereiten.

DPG / JOL

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