Museumsstücke am Fließband digitalisieren
Neue Scan-Technik CultLab3D revolutioniert dreidimensionale Erfassung von Sammlerstücken.
Mit der Scanstraße CultLab3D können Sammlungsobjekte in nur wenigen Minuten dreidimensional erfasst und in authentische digitale Modelle gerechnet werden. Waren 3D-Reproduktionstechniken von Museumsschätzen bislang teuer und vor allem zeitaufwendig, bietet die neue, rund sieben Meter lange Digitalisierungsstraße ein optimiertes und ökonomisches Verfahren. Entwickelt wurde sie vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung gemeinsam mit den Staatlichen Museen zu Berlin und dem Liebieghaus in Frankfurt.
Die CultLab3D Scanstraße im Betrieb. (Bild :SPK / K. Heizmann)
„Digitalisierung im Museum ist durch die Dreidimensionalität der Objekte weit komplexer als in der Bibliothek und im Archiv“, erläutert Günther Schauerte, Vizepräsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. „ Hier wie dort geht es jedoch um dasselbe Ziel: der Forschung, aber auch der breiten Öffentlichkeit auf neue Weise unsere Kulturgüter zugänglich zu machen. Für die tägliche Museumspraxis bedeutet die neue Technik aber auch: Wissenschaftliche Projekte und Restaurierungen können besser vorbereitet werden, wir können mehr erfahren über die ursprüngliche Form von oft nur bruchstückhaft erhaltenen Objekten und ihre Materialität kann klarer bestimmt werden.“
CultLab3D setzt auf die Automatisierung des Digitalisierungsprozesses von Kulturgütern mittels modernster Scan- und Beleuchtungstechnik. In der bislang weltweit einmaligen 3D-Scanstraße durchlaufen die Objekte den ARC, einen speziellen Scanbogen, dessen photogrammatische Ausstattung das Objekt in nur wenigen Minuten von allen Seiten erfasst. Danach schließt ein an einem Roboterarm montierter Scanner mögliche verbliebene Fehlstellen. Aus über 6000 Bildern wird anschließend das Modell zusammengesetzt. Dabei werden auch die Struktur und Farbigkeit der Oberflächen und die optischen Materialeigenschaften berücksichtigt. Mit einer Auflösung im Mikrometerbereich entspricht das digitale Modell höchsten Qualitätsansprüchen.
Im Unterschied zu herkömmlichen fotografischen Methoden bilden digitale 3D-Modelle die komplette Geometrie des Objekts ab. Damit sind sie für ein breites Anwendungsspektrum das ideale Reproduktionsmedium. In vielen Bereichen der Sammlungs- oder Funddokumentation erlauben digitale 3D-Modelle eine berührungsfreie Vermessung und einen authentischeren Blick auf Materialität und Statik als dies mit zweidimensionalen Abbildungen möglich wäre. Für Wissenschaft und Forschung sind sie zudem oft der einzige Weg, komplexe Sachverhalte zu veranschaulichen oder den analysierenden Vergleich hypothetischer Varianten zu erlauben. Darüber hinaus lassen sich mit 3D-Modellen attraktive Vermittlungsangebote entwickeln – von der virtuellen Rekonstruktion fragmentierter historischer Bauten und Objekte bis zur Nutzung im Bereich der Augmented Reality. Auch die Anfertigung von Repliken im Maßstab 1:1 ist möglich.
SPK / RK