16.04.2020 • Energie

Nachhaltiger öffentlicher Nahverkehr

Analysetool OmniE erleichtert Umstellung von Bussen auf alternativen Antriebstechnologien.

Wann und wo ist die Umstellung von Diesel- auf E-Busse für ÖPNV-Unternehmen sinnvoll? Das hersteller­unabhängige Analysetool OmniE soll künftig Auskunft geben und Bus­flotten­betreibern in ganz Europa Substitutions-Szenarien aufzeigen. Im Rahmen des gestarteten Forschungs­projekts „OmniE – IKT Tool zur System- und Flotten­analyse für Elektro-Omnibusse“ wird es entwickelt. Als die Europäische Union im Jahr 2019 die „Clean Vehicles“ Directive verabschiedete, erhöhte sie den Druck auf ÖPNV-Unternehmen, ihre Fuhrparke mindestens teilweise auf Fahrzeuge mit alternativen Antriebs­technologien umzustellen. Diese Umstellung soll OmniE deutlich erleichtern, indem es Bus­flotten­betreibern wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Optionen aufzeigt. Der Prozess der Elektrifizierung von Busflotten soll damit an Fahrt aufnehmen.
 

Abb.: Elektro-Hybrid-Bus in Göttingen (Bild: Göttinger Verkehrsbetriebe)
Abb.: Elektro-Hybrid-Bus in Göttingen (Bild: Göttinger Verkehrsbetriebe)

Die Innovation von OmniE gegenüber bereits existierenden Ansätzen ist die Komplexität der Analyse. Nach Einschätzung von Matthias Puchta, Gruppenleiter Energie­speicher am Fraunhofer-Institut für Energie­wirtschaft und Energiesystemtechnik IEE in Kassel, binden vorhandene Tools wichtige Faktoren wie beispielsweise Batterie­alterung und Netzanalyse nicht adäquat ein. „Mit dem OmniE Analysetool werden alle für ein ÖPNV-Unternehmen relevanten Variablen berücksichtig“, erklärt der Energieexperte.

OmniE analysiert verschiedene Substitutions-Szenarien und stellt diese nachvollziehbar dar. ÖPNV-Betreiber erhalten aussagekräftige Daten zu Kosten­strukturen, CO2-Einsparungen und individuellen Lade­konzepten inklusive Informationen zur möglichen Konfiguration, Standort und Energie­versorgung der Lade­infrastruktur. Auf dieser Basis können sie leichter entscheiden, in welchem Umfang eine Umstellung für ihren Betrieb erfolgen kann.

„So können wir einerseits das Fehl­investitions­risiko verringern und andererseits die Akzeptanz für diese neue Technologie steigern“, erklärt Benedikt Mundl, Projektleiter der monalysis GmbH. ÖPNV-Betreiber erhielten deutlich mehr Sicherheit bei der Umstellung ihrer Busflotten.

Andreas Rupp von der Hochschule Kempten sieht in dem Projekt eine große Chance, die entwickelten innovativen Konzepte für energetische Betrachtung und Simulation der Busse einzubringen. Dabei werden mit speziell entwickelten Datenloggern diverse Messwerte, wie zum Beispiel das Bewegungsprofil sowie die aktuelle Anzahl der beförderten Personen unter anderem in den Linienbussen erfasst. Diese Daten sollen sowohl mit Höheninformationen als auch Umgebungs­parametern angereichert werden, um das entwickelte Energiemodell zu verbessern.

An dem Projekt, das durch das Bundes­ministerium für Wirtschaft und Energie für drei Jahre mit 1,5 Millionen Euro gefördert wird, sind die Projektpartner monalysis GmbH, EnergieNetz Mitte GmbH, Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE, Göttinger Verkehrsbetriebe GmbH, Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten sowie die Regional­management Nordhessen GmbH beteiligt.

Die Göttinger Verkehrsbetriebe GmbH wird das Analysetool erstmals für ihre Busflotte anwenden und erhofft sich durch das Projekt eine umfangreiche Unterstützung bei der Umstellung auf Elektroantriebe. „In Göttingen ist das Ziel, den ÖPNV bis zum Jahr 2030 auf Elektrobusse umzustellen und so einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, sagt Thomas Zimmermann, Betriebsleiter der Göttinger Verkehrsbetriebe GmbH. Das bedeute eine große Herausforderung mit enorm hohem Kostenaufwand. „Ohne das Analysetool, das im Projekt OmniE realisiert werden soll und uns alle wichtigen Faktoren für eine Umstellung aufzeigt, wäre das nicht möglich“, so Zimmermann. 

Fh.-IEE / DE
 

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