02.09.2019

Nanopartikel in sicherem Einschluss

Wirkung von Kohlenstoff-Nanopartikeln auf Stammzellen zumindest kurzfristig durch zelluläre Mechanismen begrenzt.

Kohlenstoff-Nanopartikel sind ein vielversprechendes Werkzeug für biomedizinische Anwendungen, etwa für den gezielten Wirkstofftransport in Zellen. Ein Team aus Physik, Medizin und Chemie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) hat nun untersucht, ob diese Partikel für den Organismus potenziell gefährlich sind, beziehungsweise wie Zellen sich der Teilchen wieder zu entledigen versuchen.

Abb.: CD34+-Stamm­zellen mit Kohlen­stoff-Nanopartikel (magenta); in blau...
Abb.: CD34+-Stamm­zellen mit Kohlen­stoff-Nanopartikel (magenta); in blau sind die Zell­kerne zu sehen. Die Nano­partikel sind in den Lysosomen der Zelle eingeschlossen. (Bild: HHU / S. Fasbender)

Nanopartikel werden sehr gut in Körperzellen aufgenommen. Diese Eigenschaft hat zwei Aspekte. Zum einen können Nanopartikel damit gute Vehikel sein, um an sie geheftete Wirkstoffe gezielt in kranke Zellen zu transportieren. Zum anderen können sie aber auch gesundheitliche Risiken bergen, die beispielsweise im Kontext mit Feinstaub diskutiert werden. Feinstaub entsteht unter anderem in Verbrennungs­prozessen, ein Anteil davon ist als Nanopartikel einzuordnen. Diese extrem kleinen Teilchen können die „Blut-Luft-Schranke“ überwinden und so in den Körper eindringen: Die Bronchial­schleimhaut in der Lunge filtert sie nicht heraus, sondern sie gelangen bis in die Lungen­bläschen und von dort ins Blut.

Forscher vom Institut für Experimentelle Festkörperphysik um Thomas Heinzel und von der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Klinische Immunologie um Rainer Haas haben zusammen mit Arbeitsgruppen aus der Chemie nun untersucht, was passiert, wenn Körperzellen solche Nanopartikel aufnehmen. Die Forscher nutzten Nanopartikel aus Graphen. Diese brachten sie in spezielle Stammzellen des blut­bildenden Systems ein, die CD34+-Stammzellen. Diese Zellen sind aufgrund ihrer lebenslangen Teilungs­fähigkeit besonders empfänglich für schädigende Umwelt­einflüsse. Man geht davon aus, dass bei diesen Zellen eine Schädigung durch Nanopartikel – wenn überhaupt – stärker ausfällt als bei den robusteren anderen Zelltypen.

Das interdisziplinäre Düsseldorfer Forschungsteam konnte zeigen, dass die Kohlenstoff-Nanopartikel in die Zellen gelangen und dort in speziellen Organellen, den Lysosomen, eingekapselt werden. Die Lysosomen dienen im Körper als eine Art Entsorgungseinheit, in denen Fremdkörper angesammelt und normalerweise dann mit Hilfe von Enzymen abgebaut werden. Einen solchen Abbauprozess beobachteten die Forscher allerdings über die Dauer der Experimente – einige Tage – nicht.

Beim Vergleich der aktiven Gene („Genexpression“) von Stammzellen mit und ohne Beigabe von Nanopartikeln ergab sich, dass lediglich eine von insgesamt 20.800 aufgezeichneten Expressionen verändert war; bei 1.171 weiteren Genexpressionen konnten darüber hinaus leichte Effekte festgestellt werden.

Heinzel zu den Ergebnissen: „Die Einkapslung der Nanopartikel in den Lysosomen sorgt dafür, dass diese Teilchen zumindest für einige Tage – solange unsere Untersuchungen dauerten – sicher verwahrt sind und die Zelle nicht schädigen können. Damit ist die Lebensfähigkeit der Zelle ohne wesentliche Änderung der Genexpression erhalten.“ Diese Erkenntnis ist wichtig, wenn man Nanopartikel als Fähren für Medikamente in die Zelle nutzen will. Langzeitaussagen, die etwa eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Entartung der Zellen in Richtung Krebs­entstehungen feststellen können, sind in dem hier gewählten experimentellen Rahmen nicht möglich.

Die Forschungen sind in enger Kooperation von mathematisch-naturwissenschaftlicher und medizinscher Fakultät mit dem Universitätsklinikum Düsseldorf erfolgt. Die Düsseldorf School of Oncology förderte dabei das Promotionsstipendium von Erstautor Stefan Fasbender. Dazu Haas: „Durch die räumliche Nähe von Klinik und Universität und deren enger inhaltlichen Verzahnung bietet die HHU ein besonders fruchtbares Umfeld für die translationale Forschung, bei der Erkenntnisse und Expertise der Grundlagen­forschung mit für die Behandlung relevanten Aspekten zusammenfließen.“

HHU / DE

 

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