Nanopflaster als Lautsprecher
Hauchdünne thermoakustische Nanomembranen für flexible Schallquellen und Mikrofone.
Lautsprecher und Mikrofone sind bereits so stark geschrumpft, dass sie mühelos in Smartphones integriert werden können. Noch kleinere und dazu noch flexible Akustikfolien, die sowohl als Lautsprecher als auch als Mikrofon taugen, entwickelten nun koreanische Wissenschaftler. Durchsichtig und flexibel haften sie fest auf der Haut und schmiegten sich sogar den filigranen Furchen auf einer Fingerkuppe an. Möglich wurde dieser Schritt mit Nanomembranen und einem Netzwerk aus Silbernanodrähten. Solche Akustikmodule könnten in der Robotik oder in intelligenter Kleidung genutzt werden.
Abb.: Anwendungsbeispiel extrem dünner, flexibler und durchsichtiger Nanomembranen als Lautsprecher- oder Mikrofon-Folie. (Bild: Hyunhyub Ko et al.)
An der Ulsan National Institute of Science and Technology fertigten Hyunhyub Ko und seine Kollegen die hauchdünnen Lautsprecher und Mikrofone in mehreren Arbeitsschritten. Zuerst ordneten sie ein Netzwerk aus 35 Nanometer dünnen und bis zu 20 Mikrometer langen Nanodrähten aus Silber auf einer Zinkoxid-Schicht an. Über dieses Netzwerk verteilten sie über ein chemisches Aufdampfverfahren eine durchsichtige und flexible Parylen-Kunststoffmasse. Nach der Polymerisierung entstand eine weniger etwa 100 Nanometer dünne Nanomembran, die sich danach ohne Probleme von der Zinkoxid-Schicht ablösen ließ.
Diese Nanomembran war gegenüber Chemikalien stabil, biokompatibel und ließ sich mehrfach verbiegen ohne Schaden zu nehmen. An diese schlossen die Forscher nun zwei Kupferelektroden an. In einem ersten Versuch testeten sie das thermoakustische Potential mit einer 10 Volt-Wechselspannung mit einer Frequenz von zehn Kilohertz. Dadurch wurde die Nanomembran mit der gleichen Frequenz erwärmt und kühlte zwischen den Spannungspulsen wieder ab. Durch das Aufheizen wurde auch die direkt umgebende Luft erwärmt und in Schwingung versetzt, eine Schallwelle entstand, die als gleichmäßiger Ton hörbar war.
Video: Das akustische Pflaster aus einer Nanomembran haftet auf der Haut und gibt ein Violinkonzert von Niccolò Paganini wieder. (Video: Sci. Adv. / AAAS / Kang et al.)
In einem weiteren Experiment variierten die Forscher die Spannungspulse entsprechend der Tonfolge eines Violinkonzerts von Niccolò Paganini. Über den gleichen thermoakustischen Effekt war die Musik über einen Frequenzbereich zwischen einem und zwanzig Kilohertz zwar leise, aber dennoch gut zu hören. Bei Spannungspulsen mit bis zu 3,5 Watt Leistung ermittelten die Forscher einen Schalldruck von knapp über einem Pascal. Über einen breiten Frequenzbereich von 100 Hertz bis 25 Kilohertz rangierte der relative Schallpegel um etwa 90 db.
Zusätzlich zum Lautsprecher konzipierten Ko und Kollegen auch eine hauchdünne Mikrofonfolie, ebenfalls aufbauend auf der flexible und durchsichtigen Nanomembran mit Nanodraht-Netzwerk. Dazu ergänzten sie die Membran mit einer mit winzigen Pyramiden strukturierten Fläche aus Silikomgummi (Polydimethylsiloxan, PDMS). Trafen nun Schallwellen auf die Nanomembran, rieb sie sich entsprechend der Schallfrequenzen auf dem mikrostrukurierten Silikongummi. Dabei bildeten sich über einen triboelektrischen Effekt elektrische Spannungen zwischen 20 und 200 Millivolt, abhängig vom Schallpegel zwischen 65 und 100 db. Messungen belegten, dass der Verlauf dieser Spannungspulse weitestgehend dem Frequenzverlauf der Schallwellen zwischen 100 und 10.000 Hertz entsprach.
Mit ihren Prototypen zeigten Ko und Kollegen, dass sowohl Lautsprecher als auch Mikrofone aus hauchdünnen, flexiblen Nanomembranen gefertigt werden können. Anwendungen sehen sie beispielsweise für elektronische Kleidung mit integrierter Audio-Technik, in der Medizintechnik oder für die Optimierung einer Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. „Bis zu einer kommerziellen Anwendung müssen aber noch einige Hürden überwunden werden“, sagt Ko. Denn sowohl Ton- als auch Aufnahmequalität der Lautsprecher- und Mikrofonfolien sind bisher gering. Auch die Stabilität der Nanomembranen wollen die Forscher noch weiter erhöhen.
Jan Oliver Löfken
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