Neues Mikroskop enthüllt feinste Zellprozesse
Empfindlicher Detektor verdoppelt Auflösung eines Fluoreszenzmikroskops.
Viele Strukturen in Zellen sind so klein, dass gewöhnliche Mikroskope sie nur lückenhaft abbilden können. So enthalten zum Beispiel unsere Zellen eine Art Gerüst mit feinen Röhrchen, die nur etwa sieben Nanometer breit sind. Auch der synaptische Spalt, also der Abstand zwischen zwei Nervenzellen oder zwischen einer Nerven- und einer Muskelzelle, ist mit etwa zehn bis fünfzig Nanometern zu klein für herkömmliche Mikroskope. Ihre Auflösung beginnt gerade einmal bei etwa 200 Nanometern. Bessere Einblicke verspricht das neue Mikroskop, das Forscherinnen und Forscher der Universität Göttingen mit entwickelt haben: Dank einer Auflösung von besser als fünf Nanometern erfasst es selbst kleinste Zellstrukturen.
Grundlage des neuen Fluoreszenzmikroskops ist die Einzel-Molekül-Lokalisierungs-Mikroskopie, bei der einzelne aufleuchtende Moleküle in einer Probe ein- und ausgeschaltet und dann deren Positionen einzeln sehr präzise bestimmt werden. Aus diesen Molekülpositionen kann dann die gesamte Struktur der Probe nachgebildet werden. Das Verfahren ermöglicht inzwischen Auflösungen von rund zehn bis zwanzig Nanometern.
Die Arbeitsgruppe von Jörg Enderlein von der Universität Göttingen konnte diese Auflösung jetzt nochmals verdoppeln – mithilfe eines hoch empfindlichen Detektors und einer speziellen Datenanalyse. Damit bringt es selbst winzige Details der Proteinorganisation im Verbindungsbereich zwischen zwei Nervenzellen sehr genau ans Licht. „Diese neu entwickelte Technik ist ein Meilenstein im Feld der hochauflösenden Mikroskopie. Sie bietet nicht nur Auflösungen im einstelligen Nanometerbereich, sondern ist im Vergleich zu anderen Methoden besonders kostengünstig und einfach zu handhaben“, so Enderlein.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickelten außerdem ein Open-Source-Softwarepaket zur Datenverarbeitung. Damit steht diese Art der Mikroskopie in Zukunft breiten Fachkreisen zur Verfügung.
U. Göttingen / JOL
Weitere Infos
- Originalveröffentlichungen
N. Radmacher et al.: Doubling the resolution of fluorescence-lifetime single-molecule localization microscopy with image scanning microscopy, Nat. Phot., online 2. August 2024; DOI: 10.1038/s41566-024-01481-4 - III. Physikalisches Institut – Biophysik / Komplexe Systeme, Georg-August-Universität Göttingen