Neustart am CERN
Am Large Hadron Collider hat die Datennahme bei einer Energie von 13 TeV begonnen.
Über zwei Jahre lang mussten die Teilchenphysiker weltweit auf diesen Moment warten: Seit dem 3. Juni um 10:40 liefert der Large Hadron Collider (LHC) am CERN wieder Daten von Proton-Proton-Kollisionen, und zwar bei der Rekordenergie von 13 TeV. Nach der Entdeckung des Higgs-Bosons 2012 bei der halben Energie sollen dessen Eigenschaften im „Run 2“ nun genau vermessen werden. Außerdem hoffen die Teilchenphysiker auf noch aufregendere Ergebnisse, vor allem auf neue Physik jenseits des Standardmodells. Rolf-Dieter Heuer, der CERN-Generaldirektor, mahnte aber zur Geduld: „Das wird nicht heute sein, und auch nicht in den nächsten Monaten.“ Ob es am LHC tatsächlich gelingen wird, zum Beispiel supersymmetrische Teilchen zu finden und damit das Rätsel der dunklen Materie zu lösen, ist allerdings völlig offen – klar ist nur, dass das Standardmodell der Teilchenphysik nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann.
Groß war die Freude im Kontrollraum des LHC nach den ersten Proton-Proton-Kollisionen bei 13 TeV (Quelle: M. Brice, CERN)
Nach den umfangreichen Umbauten waren die Beschleunigerexperten am CERN seit dem 5. April damit beschäftigt, alle Systeme wieder in Betrieb zu nehmen und die Strahlenergie sukzessive zu erhöhen. Anschließend galt es, die beiden gegenläufigen Protonenstrahlen zu kollimieren und in den vier großen Detektoren ATLAS, CMS, ALICE und LHCb zur Kollision zu bringen. Zunächst waren nur sechs Pakete à jeweils 100 Milliarden Protonen pro Strahl unterwegs; diese Zahl wird nun nach und nach auf 2808 Pakete pro Strahl erhöht.
Die Detektoren ATLAS (links), CMS (rechts) sowie ALICE und LHCb haben erste Spuren von Kollisionen mit 13 TeV aufgezeichnet. (Quelle: ATLAS, CMS, CERN)
Große Freude herrscht nicht nur am CERN in Genf, sondern auch bei den vielen deutschen Forschergruppen, die an allen Detektoren beteiligt sind. „Mit der Energie von 13 TeV macht der LHC einen immensen Satz nach vorne im Vergleich zur ersten Laufzeit. Das ist extrem spannend“, sagt Thomas Müller vom KIT, der designierte Sprecher der deutschen Gruppen am CMS-Detektor. Sein Kollege Hans-Christian Schultz-Coulon von der Universität Heidelberg, designierter Sprecher der ATLAS-Gruppen, ergänzt: „Die Chancen, die sich bieten, begeistern uns alle. Heute ist ein aufregender Tag und ein spannender Neubeginn.“
Stefan Jorda