Nuklearer Taktgeber
Erstmals Lebensdauer eines exotischen Atomkern-Zustands gemessen.
Atomuhren sind bislang die genauesten Uhren. Sie richten sich nach den Schwingungen, die Energiesprünge in den Elektronenhüllen von Atomen auslösen. Noch genauer wären Kernuhren, die den Atomkern selbst als Taktgeber nutzen. Weltweit wird daran geforscht, dass diese neuartige Zeitmessung, die bislang reine Theorie ist, Wirklichkeit wird.
Abb.: Experimenteller Aufbau mit dem der erste direkte Nachweis des Thorium-229-
Ein erster Durchbruch gelang Peter Thirolf, Lars von der Wense und Benedict Seiferle von der Uni München zusammen mit Kollegen aus Mainz und Darmstadt vergangenen Sommer: Die Forscher konnten erstmals einen jahrzehntelang gesuchten Energiesprung innerhalb des Atomkerns Thorium-229 messen. Der Kern dieses Isotops eignet sich als einziger unter allen bislang bekannten Atomkernen für eine mögliche Kernuhr.
Jetzt ist das Forscher-Trio noch einen Schritt weiter: Die Wissenschaftler haben sie die Eigenschaften des Kernübergangs genauer bestimmt und seine Halbwertszeit experimentell gemessen. „Das ist der erste direkt experimentell bestimmte Wert für die Lebensdauer des angeregten Zustands des Isotops Thorium-229“, sagt Seiferle. Als nächstes wollen die Forscher die Energie des Kernübergangs exakt erfassen. Mithilfe dieser Daten, so hoffen sie, soll es dann künftig gelingen, den Atomkern mit speziellen Lasern kontrolliert anzuregen.
LMU / RK