Origami mit Photopolymeren
Dünne Plastikschichten falten sich von selbst zu komplexen Gebilden.
Techniken des Origami, der japanischen Kunst des Papierfaltens, finden neuerdings in der Physik und in den Materialwissenschaften Anwendung. Jetzt haben Forscher dünne Schichten aus Photopolymeren hergestellt, die sich selbstständig in die gewünschte Form falten. Jerry Qi und seine Kollegen vom Georgia Tech in Atlanta in den USA haben mit Kollegen der Universität Peking in China das erprobte Verfahren der frontalen Photopolymerisation FPP weiterentwickelt und für das Origami nutzbar gemacht. Bei der FPP belichtet man ein flüssiges, lichtempfindliches Harz oder Resin durch eine Maske mit UV-
Abb.: Durch einseitige Belichtung wurden Netzstrukturen aus einer Polymerschicht hergestellt, die sich von selbst wie beim Origami zu einem Polyeder auffalteten. (Bild: Z. Zhao et al. / AAAS)
Da sich die Monomere im Resin bei der Belichtung kovalent zu Polymeren verbinden, verringert sich das Volumen des Materials beim Verhärten. Dadurch entstehen Spannungen in der Polymerschicht, die dazu führen, dass sich die Schicht je nach Dicke mehr oder weniger stark krümmt. Indem Qi und seine Mitarbeiter eine geeignet strukturierte Schicht herstellten, konnten sie diese dazu veranlassen, sich zu einer gewünschten Struktur zu falten.
Dabei gingen sie folgendermaßen vor. Sie bestrahlten das flüssige Resin, das sich in einer gläsernen Petrischale befand, etwa zehn Sekunden lang von unten mit ultraviolettem und sichtbarem Licht im Wellenlängenbereich von zweihundert bis tausend Nanometern mit einer Intensität von einigen mW/cm2. Der Boden der Schale war mit Polydimethylsiloxan PDMS beschichtet, damit sich die durch Photopolymerisation entstandene Schicht später besser ablösen ließ.
Zu Beginn konnte sich die Polymerschicht, die sich auf der PDMS-
Mit einer Maske, die verschiedene Graustufen aufwies, stellten die Forscher strukturierte Polymerschichten mit variabler Dicke her. Diese bestanden aus dicken Flächensegmenten, die sich nach dem Ablösen nicht krümmten, zwischen denen sich Streifen von geringer Dicke befanden, die sich stark krümmten, sodass sich die Polymerschicht an ihnen faltete. Auf diese Weise entstanden verschiedene Origami-
Die Möglichkeiten dieser Art von Origami waren allerdings noch eingeschränkt, da die Faltung zunächst nur in einer Richtung – weg von der Unterlage – möglich war. Doch die Forscher fanden einen Ausweg. Dazu schlossen sie das flüssige Resin zwischen zwei mit PDMS beschichteten, parallelen Glasplatten ein, die einen Abstand von 0,5 mm hatten. Dann belichteten sie die Flüssigkeit erst von der Unterseite und anschließend von der Oberseite, und zwar durch zwei verschieden strukturierte Masken.
Nachdem die dabei entstandene Polymerschicht isoliert worden war, krümmte sie sich an den dünnen streifenförmigen Bereichen und faltete sich aufwärts oder abwärts, je nachdem von welcher Seite sie belichtet worden war. So entstanden unter anderem eine traditionelle Kranichfigur sowie die auf- und abwärts gekrümmte Miura-
Rainer Scharf
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