19.01.2007

Ozeanischer Wellensalat

Meereswissenschaftlern ist es gelungen, die Eigenschaften und Quellen eines vor kurzem neu entdeckten Stromsystems im Indischen Ozean aufzuklären.



Meereswissenschaftlern des IFM-GEOMAR und der Universität Kapstadt ist es gelungen, die Eigenschaften und Quellen eines vor kurzem neu entdeckten Stromsystems im Indischen Ozean aufzuklären.

In den Weltozeanen gibt es einen sehr langsamen und großräumigen Austausch von Wassermassen, der für die Stabilität unseres Klimasystems von zentraler Bedeutung ist. Auf diesem globalen Wassermassen-Förderband wurden für die subtropischen Regionen bisher die meridionalen (Süd-Nord) Transporte als entscheidend angesehen.

Diese Auffassung muss aufgrund neuerer Untersuchungen nun teilweise revidiert werden. Mit aus Satellitenmessungen gewonnenen Aussagen über die Änderungen der Meereshöhe können Strömungen berechnet werden. Die Analyse solcher Daten führte jetzt zu dem Schluss, dass zonale (West-Ost) Strömungen auch in den Subtropen eine wichtige Rolle spielen können. Untersuchungen holländischer sowie deutscher und südafrikanischer Autoren führten zur Entdeckung einer bisher unbekannten nach Osten gerichteten Meeresströmung im subtropischen südlichen Indischen Ozean.

Abb.: Mittlere Strömung (2001–2004) im südlichen Indischen Ozean. (Quelle: IFM-GEOMAR)

Gerold Siedler vom IFM-GEOMAR bestimmte mit seinen Kollegen von der Universität Kapstadt die Struktur und die Quelle dieser Meeresströmung. In dem Seegebiet, das durch überwiegend westliche Strömungen und sehr lange ‚planetarische Wellen’ gekennzeichnet ist, die langsam von Australien nach Madagaskar wandern, fanden sie bei etwa 25°S einen nur 50×100 km 2 breiten und bis zu 800 m tiefen ostwärts gerichteten Gegenstrom, der in diesen Wellen verborgen ist. Mittelt man über viele Jahre, zeigt sich ein Stromband, in dem etwa 10 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde nach Osten transportiert werden. Seinen Ursprung hat der Strom im südwärts gerichteten Ost-Madagaskar-Strom, der sich im Südwesten von Madagaskar in ein westliches Stromband in Richtung Afrika und in ein östliches Stromband verzweigt. Diese Umkehr des Ost-Madagaskar-Stroms von West nach Ost war früher vermutet worden, konnte jedoch bisher nie schlüssig bewiesen werden. Nun konnte der Nachweis erbracht werden, dass dieser Zweig eine wesentliche Quelle des subtropischen Gegenstroms darstellt, der mehr als den halben Indischen Ozean überquert. „Aus dem Untersuchungsgebiet gibt es nur wenige von Schiffen oder Bojen gemessene Daten, die außerdem ungleichmäßig verteilt sind“, so Gerold Siedler. „Erst die Verbindung von neuen Satellitendatensätzen mit direkten Beobachtungen machte diese neue Entdeckung möglich.“ Die neuen Erkenntnisse liefern auch einen neuen Mosaikstein zum Verständnis der globalen Ozeanzirkulation. „Großräumige Transporte spielen im Meer eine wichtige Rolle für den Energiehaushalt des Ozeans und damit für das Klimasystem“, so Siedler.

Quelle: Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel

Weitere Infos:

  • Originalveröffentlichungen:
    G. Siedler, M. Rouault und J. R. E. Lutjeharms, Structure and origin of the subtropical South Indian Ocean Countercurrent, Geophys. Res. Lett. 33, L24609 (2006).
    http://dx.doi.org/10.1029/2006GL027399
    V. Palastanga, P. J. van Leeuwen, M. W. Schouten und W. P. M. deRuijter, Flow structure and variability in the subtropical Indian Ocean: Instability of the South Indian Ocean Countercurrent, J. Geophys. Res. (2007).
    http://dx.doi.org/10.1029/2005JC003395
  • IFM-GEOMAR:
    http://www.ifm-geomar.de

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