11.10.2011

Partikelstrahlen gegen Krebs

Die Behandlung von Tumoren mit Strahlen schwerer Ionen verringert Spätfolgen, wie Forscher der GSI berichten.

Strahlentherapien haben unbestritten eine hohe Wirksamkeit bei Tumorerkrankungen. Dennoch kommt es bei einigen Patienten, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, zu Spätfolgen. Beispielsweise treten neue Tumoren oder Fruchtbarkeitsstörungen noch Jahre nach der Behandlung auf. Diese Spätfolgen können durch den Einsatz der Tumortherapie mit schweren Ionen reduziert werden, wie Forscher des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung in Darmstadt berichten.

Abb.: Mit dieser Anordnung von Plexiglasplatten kann die Zielgenauigkeit der Bestrahlung am GSI sichtbar gemacht werden. Nur der bestrahlte Bereich ist getrübt. (Bild: GSI, G. Otto)


Rund 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die eine Krebserkrankung dank einer Strahlentherapie überleben, leiden in einem Zeitrahmen von 30 Jahren nach der Diagnose unter lebensbedrohlichen Folgeproblemen wie beispielsweise sekundären Krebserkrankungen. Die bisher gewonnenen Daten legten nahe, dass eine Behandlung mit Partikeltherapien – also Protonen oder schweren Ionen – ein geringeres Risiko für eine spätere Krebs-Folgeerkrankung aufweise als herkömmliche Therapien mit Gammastrahlen, behaupten die Forscher. Dies gelte insbesondere auch für die Tumortherapie mit schweren Ionen, wie sie in Darmstadt entwickelt wurde.

Die geringeren Langzeitfolgen der Tumortherapie mit schweren Ionen führen sie hauptsächlich darauf zurück, dass bei der Therapie das gesunden Gewebe weniger durch die Strahlung belastet wird als bei der Gammatherapie. Außerdem gibt es kaum schädliche Neutronen, die durch Streuung entstehen. Erste Studien belegen die Wirksamkeit der Methode bei geringen Spätfolgen. Um belastbare Aussagen zu gewinnen, müsse man allerdings noch weiter forschen. Bis Daten von behandelten Patienten über lange Zeiträume zur Verfügung stünden, müsse man auf mathematische Modelle zurückgreifen. Weitere Verringerungen der Spätfolgen ließen sich durch Verbesserungen an den Bestrahlungsapparaturen im Allgemeinen und durch eine Reduktion der Bestrahlung durch die Diagnostik vor der eigentlichen Therapie erreichen.

Bei der Behandlung dringen Ionenstrahlen in den Körper ein und entfalten ihre größte Wirkung erst tief im Gewebe – in einem nur stecknadelkopfgroßen Bereich. Sie werden so gesteuert, dass Tumoren bis zur Größe eines Tennisballs Punkt für Punkt millimetergenau bestrahlt werden können. Das umliegende gesunde Gewebe wird weitgehend geschont. Nach erfolgreichen Studien an der GSI-Beschleunigeranlage haben die Darmstädter eine maßgeschneiderte Anlage für den klinischen Routinebetrieb entwickelt, die am Heidelberger-Ionentherapie-Zentrum Hit im Jahr 2009 in Betrieb gegangen ist. Dort wurden mittlerweile über 400 Patienten behandelt.

GSI / PH

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