21.01.2005

Per Express zur Venus

Während die Daten der Titan-Mission derzeit noch präsentiert werden, laufen die Vorbereitungen für die Sonde «Venus Express» schon auf Hochtouren.


Per Express zur Venus 

Während die Daten der Titan-Mission derzeit noch präsentiert werden, laufen die Vorbereitungen für die Sonde «Venus Express» schon auf Hochtouren.

Paris (dpa) - Der spektakuläre Erfolg der Titan-Sonde «Huygens» gibt der europäischen Raumfahrt Schwung für den nächsten Flug zu einem geheimnisvollen Himmelskörper. Während am Freitag am Sitz der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Paris neue Details vom «Huygens»-Rendezvous mit dem eisigen Saturn-Mond präsentiert wurden, läuft die Vorbereitung der Europäer auf einen Flug zur Venus auf vollen Touren. Eine Sojus/Fregat-Rakete soll die Sonde «Venus Express» im November vom kasachischen Baikonur aus auf den Weg zum inneren Nachbarplaneten der Erde bringen. Bespickt mit Instrumenten wird die Sonde den Nachbarn so genau wie noch nie untersuchen.

Die neugierigen Europäer schicken damit Sonden zu allen Planeten des inneren Sonnensystems - den Anfang machte der «Mars Express» mit der Reise zu unserem äußeren Nachbarn, und nach dem «Venus Express» folgt im Jahr 2012 die Mission «BepiColombo» zum Planeten Merkur. Wegen der Sparmaßnahmen auch im Raumfahrtbereich stand der Flug zur Venus eine Zeit lang allerdings in den Sternen. Doch der erste Venus- Besuch der Europäer wurde gerettet. Er ist kostengünstig, weil auf das Design des «Mars Express» zurückgegriffen wird: 220 Millionen Euro kostet der Flug zum Nachbarplaneten. Und wenn alles klappt, dann kommt das Raumschiff nach fünfmonatigem Flug im Frühjahr 2006 bei der Venus an.

Landen, so wie «Huygens» auf dem Titan, wird die europäische Sonde allerdings nicht können, auch wenn die sowjetische «Venera 9» - nach dem Scheitern mehrerer Landekapseln - 1975 weich niederging und dann erste Panoramabilder von der Venusoberfläche zur Erde funken konnte. Auf dem unwirtlichen Planeten hielten Sonden immer nur wenige Minuten den extremen Umweltbedingungen stand, und ein Mensch dürfte kaum je die Venus betreten können. Unter einer dichten Wolkendecke aus Schwefelsäuretröpfchen herrschen nicht nur Treibhaustemperaturen von bis zu 460 Grad Celsius, sondern auch ein Druck von 93 Bar - vergleichbar dem in nahezu 1000 Metern Wassertiefe.

Weil also die «Göttin der Liebe» ein höllischer Planet ist, auf dem Metalle und Legierungen sofort schmelzen würden, umfliegt der «Venus Express» den Nachbarn auf einer elliptischen Bahn in gebührendem Abstand von 250 bis 66 000 Kilometern. Seine Messgeräte sollen die chemische Zusammensetzung und Windgeschwindigkeiten in der Atmosphäre messen, ohne den ausgedörrten Geröllwüsten und gewaltigen Tälern mit sengender Hitze nahe zu kommen. Der Erde nach Größe, Masse und Dichte ziemlich ähnlich und dabei so anders: Warum das bei dem wenig erforschten Nachbarn so ist, das wollen die Europäer wissen - vor allem die Klimaforscher, die das «Treibhaus Venus» interessiert.

Hanns-Jochen Kaffsack, dpa

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