04.11.2014

Philaes Landeplatz heißt Agilkia

Mathematikdozent aus Le Mans als Ge­win­ner aus­ge­lost, darf die Lan­dung vom ESOC aus ver­folgen.

Es wurde in der ägyptischen Historie gestöbert, neue Wortschöpfungen erfunden und nach geeigneten Vergleichen gesucht – insgesamt rund 8300 Namensvorschläge für den Landeplatz „J“ von Lander Philae auf dem Kometen Tschurjumow-Gerasimenko wurden beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der französischen Raumfahrt­agentur CNES, der italienischen Raumfahrt­agentur ASI und der europäischen Weltraum­orga­nisation ESA eingereicht. Das Steering Committee des Landers stimmte ab und entschied sich für „Agilkia“, die Insel, auf die der Tempel von Philae versetzt wurde.

Abb.: Philaes Landeplatz auf Komet 67P, aufgenommen aus 30 km Entfernung. Der Durchmesser der Lande-Ellipse beträgt rund 1 km. (Bild: ESA / MPS / OSIRIS Team)

„Die Entscheidung war sehr knapp“, sagt Felix Huber vom DLR, der das Steering Committee leitet. „Wir hatten viele und gute Vorschläge, wie der Landeplatz benannt werden könnte.“ Nun ist die Wahl auf Agilkia gefallen: Die Insel im Nil wurde 1980 der neue Standort für den Isis-Tempel, als dessen Standort – die Insel Philae – durch den Bau des Assuan-Staudamms überflutet wurde. Mehr als 150 Teilnehmer hatten diesen Namen vorgeschlagen, sodass unter den Einreichungen das Los entscheiden musste: Gewinner des Wett­be­werbs ist der Franzose Alexandre Brouste aus Le Mans. „Ich interessiere mich schon seit vielen Jahren für die Raumfahrt“, sagt der Mathematik­dozent. „An dem Wettbewerb habe ich teil­genommen, weil ich an dem historischen Augenblick der Landung auch beteiligt sein wollte.“ Agilkia habe er ausgewählt, weil die Insel so eng mit Philae verbunden sei. „Wenn die Landung gut verläuft, wird das ein großartiger Moment!“

Allerdings fiel die Entscheidung für den neuen Namen denkbar knapp aus: Der Zweit­platzierte Abydos, der Name einer antiken Stadt am Nil, wurde mit nur einem Punkt Abstand geschlagen. Gerade Ägypten und seine historischen Stätten hatten es vielen Bewerbern angetan, und so gehörten Bigeh, Osiris, Kemet und Memphis zu den oft genannten Namen. Aber auch neue Wortkreationen, bei denen die Teilnehmer das Thema spielerisch angingen, wurden eingereicht: Von Philandujah bis zu Philae­delphia und Valojota, dem Tal des griechischen Buch­stabens Jota, reichte die Phantasie im Wettbewerb.

Selbst die Star-Trek-Kunstsprache Klingonisch wurde als Vorschlag in den Ring geschickt: Qapla’ sei das klingo­nische Wort für Erfolg und deshalb passend, teilte ein Bewerber mit. Vergleiche mit der Mondlandung sorgten für Ideen wie Meer der Ruhe II in Anlehnung an den Landeplatz der Mondfähre oder auch für den Vorschlag, mit Eagle den Namen der Mond­fähre auf den Kometen 67P zu bringen. Und auch Moby Dick hätte laut einem Bewerber als Name für die Lande­stelle gepasst: Schließlich habe man den ja auch mit einer Harpune beschossen - und auch Lander Philae wird sich beim Aufsetzen mit zwei Harpunen im Kometen­boden verankern.

Am 12. November 2014 soll die erste Landung auf einem Kometen erfolgen. Im Lander Control Center (LCC) des DLR bedeutet dies: Schichtdienst rund um die Uhr, um den Lander Philae zu überwachen und zu betreiben. Gegen 9.35 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll Philae in 22,5 Kilometern Höhe von der Raumsonde Rosetta abdocken und auf den Kometen heruntersinken. Das Team des Lander Control Centers rechnet damit, gegen 17 Uhr die Landung bestätigen zu können. Wenn die dafür erforderlichen Daten aus dem Weltall im Kontrollraum in Köln ankommen, steht Philae bereits seit knapp dreißig Minuten auf der Kometen­oberfläche, denn durch die große Entfernung kann der Kontakt zum Lander nicht in Echtzeit erfolgen.

Abb.: Wie das 3D-Bild zeigt, gibt es am Landeplatz keine steilen Abhänge. (; Bild: ESA / MPS / OSIRIS Team)

„Das Aufsetzen wird eine große Herausforderung sein“, betont Philae-Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR. Innerhalb der Lande-Ellipse mit einem Durchmesser von rund einem Kilometer erwartet den Lander nicht nur flaches Gelände, sondern auch einige Brocken oder Hänge – und dies könnte eine sichere Landung gefährden. Allerdings: Die Software, die Philae sicher und autonom steuern wird, wurde kontinuierlich getestet und optimiert, um den Lander auf möglichst viele Gegebenheiten vorzubereiten.

Unverzüglich nach dem Aufsetzen des Landers beginnen die wissenschaftlichen Untersuchungen am Boden: Insgesamt zehn Instrumente sitzen auf dem Lander und werden die Oberfläche, die Koma und die Bodenschichten unterhalb der Kruste untersuchen. Eine Premiere in der Geschichte der Kometenforschung: Noch niemals zuvor wurden Daten direkt auf der Oberfläche eines Kometen gemessen.

DLR / OD

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