12.10.2015

Physik und feine Feder

Gleich zwei Auszeichnung in der Kategorie Physik beim Klaus-Tschira-Preis für verständliche Wissenschaft.

Sie untersuchen Tiefseesand nach Spuren aus dem All, entwickeln für Lungenärzte Spezial-Software oder produzieren „Licht aus dem Drucker“. Und: Sie kleiden diese spektakulären Ergebnisse ihrer Doktorarbeiten in verständliche Sprache – die Sieger des Klaus-Tschira-Preises für verständliche Wissenschaft, kurz KlarText! genannt. Die Klaus Tschira Stiftung verlieh letzten Donnerstag zum 13. Mal die Auszeichnung. Der Preis wurde in der Alten Aula der Universität Heidelberg vergeben. Geehrt wurden sieben Nachwuchs­wissenschaftler, die einen allgemein verständlichen Artikel in deutscher Sprache über ihre Doktorarbeit geschrieben und in den Bereichen Biologie, Chemie, Informatik, Mathematik, Neuro­wissenschaften sowie Physik eingereicht haben. Eine Besonderheit in diesem Jahr: In der Kategorie Physik werden zwei gleichwertige Preise verliehen.

Abb.: Die Preisträger des Jahres 2015 (Bild: K.-Tschira-Stiftung)

Die Preisträger 2015 wurden an der ETH Zürich, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der TU Kaiserslautern, der TU Berlin, der TU Dresden, an der Georg-August-Universität Göttingen sowie an der Universität Wien promoviert. Sie wurden in einem dreistufigen Juryverfahren aus 147 Bewerbern ausgewählt.

„Wir freuen uns sehr, dass wir in diesem Jahr sieben KlarText!-Preisträger auszeichnen, die nicht nur Spitzenforschung betreiben, sondern auch wissen, wie wichtig es ist, ihre Ergebnisse den Menschen nahe zu bringen“, sagt Beate Spiegel, Geschäftsführerin der Klaus-Tschira-Stiftung. „Die Verleihung des Klaus-Tschira-Preises nimmt einen besonderen Platz in unserem Programm zum zwanzigjährigen Jubiläum der Stiftung ein. Es ist das erste Projekt, das Klaus Tschira nach Gründung seiner Stiftung initiiert hat und bei dem er bis zu seinem Tod in diesem Jahr mitgewirkt hat.“ Mit dem Preis begann die Förderung des Bereichs Wissenschafts­kommunikation, für die die Stiftung heute in Deutschland bekannt ist.

Die beiden Sieger-Beiträge im Fach Physik könnten inhaltlich kaum unterschiedlicher sein. Während Jenny Feige (Promotion an der Universität Wien) sich in ihrem Artikel „Astronomie unter dem Meer“ mit Sternenstaub in der Tiefsee beschäftigte, ging Sascha Heitkam (Doktorarbeit an der TU Dresden) der Frage nach, warum sich Kugelpackungen in der Art und Weise anordnen, wie sie es tun – zum Beispiel Luftblasen oder Fetttröpfchen. Beide Beiträge hatten aber eine Gemeinsamkeit: Sie überzeugten in ihrer Argumentation und sprachlichen Darstellung.

Peter Salz (Preisträger Informatik, Textbeitrag „Live-Übertragung aus der Lunge“, Doktorarbeit an der Technischen Universität Kaiserslautern) entwickelte ein praxistaugliches Verfahren zur Lungen-Bildgebung. Robert Fledrich (Preisträger Neurowissenschaften, Textbeitrag: Wenn dem Nervenkabel die Isolierung fehlt, Doktorarbeit an der Universität Göttingen) beschäftigte sich in seinem Beitrag mit dem Taubheits­gefühl eingeschlafener Arme oder Beine. Ganz konkret analysierte er, wie ein bestimmter Reparatur­mechanismus bei chronischen Nervenkrankheiten funktioniert – auf der Suche nach neuen Therapieformen. Ima Avalos Vizcarra, Preisträgerin im Fach Biologie (Doktorarbeit an der ETH Zürich), untersuchte spezifische Mechanismen der Immunabwehr und erklärte diese in ihrem Beitrag „Fresszellen haben den Dreh raus“ allgemeinverständlich.

In eine völlig andere Richtung gingen die Forschungen von Daniel Volz (Preisträger Chemie, Textbeitrag: Licht aus dem Drucker, Doktorarbeit am Karlsruher Institut für Technologie). Er beschäftigte sich mit umweltschonenden Kupfer­leucht­stoffen – und untersuchte, wie diese künftig breiter eingesetzt werden können, etwa in der Unterhaltungs­technologie. Timo Berthold, Preisträger Mathematik (Doktorarbeit an der TU Berlin), demonstrierte in seinem Beitrag „Gut geraten“, wie oft uns mathematische Optimierung im Alltag begegnet, ohne dass die meisten Menschen sich dessen bewusst sind. Dazu hat er Verfahren entwickelt, die inzwischen von den drei Marktführern für Optimierungs­software angewandt werden.

Jeder Preisträger erhält ein Preisgeld von 5000 Euro. Außerdem werden die Siegerbeiträge unverändert in der populär­wissenschaftlichen Zeitschrift „bild der wissenschaft“ veröffentlicht. Allen 147 Bewerbern bietet die Stiftung zudem die Teilnahme an einem zweitägigen Workshop zur Wissenschafts­kommunikation an. Die Bewerbungsrunde für KlarText! 2016 hat bereits begonnen: Einsendeschluss für die Text­beiträge ist der 29. Februar 2016.

K.-Tschira-Stiftung / DE

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