Physiktagung in Zeiten des Krieges
Virtuelles Treffen der DPG-Sektionen Atome, Moleküle, Quantenoptik und Photonik.
Den Auftakt der Frühjahrstagungen der Deutschen Physikalischen Gesellschaft bildet vom 14. bis 18. März 2022 die virtuelle Frühjahrstagung der Sektion Atome, Moleküle, Quantenoptik und Photonik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Das wissenschaftliche Programm besteht aus knapp eintausend Beiträgen, darunter über sechshundert Vorträgen – zwei von diesjährigen DPG-Preisträgern – knapp 400 Postern und einem öffentlichen Abendvortrag. Wegen der Corona-Pandemie findet das gesamte Programm ausschließlich virtuell statt.
„Diese Tagung findet in schweren Zeiten statt. Ich bin allen Beteiligten sehr dankbar, dass diese Tagung trotz der Pandemie und des Kriegs in der Ukraine weiterhin stattfindet. Unsere Sorge und unsere Solidarität gelten der ukrainischen Bevölkerung und allen anderen Leidtragenden dieses Krieges, dessen sofortiges Ende wir fordern, wie wir auch in einer gemeinsamen Stellungnahme mit den großen naturwissenschaftlichen Fachgesellschaften klargestellt haben.“ sagt Lutz Schröter, Präsident der DPG. „Die Bedeutung der Wissenschaft als Brückenbauer auch in Konfliktzeiten über Grenzen hinweg und zwischen Kulturen kann in diesen Zeiten nicht hoch genug bewertet werden. Genauso wichtig sind die DPG-Tagungen einmal mehr auch als Symbol für die Bedeutung des naturwissenschaftlichen Denkens in unserer Gesellschaft: Die Naturwissenschaft produziert Hypothesen, die experimentell zu verifizieren sind – das ist der Kern der Grundlagenforschung“, so Schröter weiter.
Damit greift der DPG-Präsident auch einen Gedanken des öffentlichen Max-von-Laue-Abendvortrags auf. Der Psychologe Gerd Gigerenzer vom Harding-Zentrum für Risikokompetenz an der Universität Potsdam spricht am kommenden Donnerstag über das Thema „Risikokompetenz”. Statt der Illusion der Sicherheit und des Wunsches nach Nullrisiko braucht eine lebendige Demokratie Menschen, die kompetent mit Risiken umgehen können. Das kann man lernen, ist Gigerenzer überzeugt. Der Abendvortrag wird live über den DPG YouTube Kanal übertragen und ist offen für alle Interessierten. Eine Registrierung dafür ist nicht notwendig.
Die Max-von-Laue-Vorträge werden von Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern gehalten, die sich durch starkes politisches oder soziales Engagement auszeichnen. Themen sind insbesondere Fragen der Abrüstunng und deren Verifizierung. Die dramatische Entwicklung in der Ukraine, ein für kaum mehr möglich gehaltener Krieg in Europa, zeigt einmal mehr die zentrale Bedeutung dieser Thematik der DPG-Arbeitsgruppe Physik und Abrüstung (AGA), die bei dieser Tagung deshalb auch im besonderen Fokus der Physikerinnen und Physiker steht. Der AGA befasst sich mit Forschung zu physikalischen Fragen der Abrüstung, der internationalen Sicherheit und des internationalen Friedens, wobei fachübergreifende Bezüge berücksichtigt werden. Die Arbeitsgruppe wird hauptsächlich von Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern aus dem fachübergreifenden Forschungsverbund Naturwissenschaft, Abrüstung, und internationale Sicherheit (FONAS) getragen.
Trotz und gerade wegen der anhaltenden Krisen nimmt einen großen Teil des Programms nach wie vor die erkenntnisorientierte Grundlagenforschung ein, die sich Themenfeldern wie etwa Materiewellen-Mikroskopie, Wechselwirkungen in starken Laserfeldern, Chiralitäts- und Topologie-Effekte sowie ultraschnelle Dynamik in komplexen Quantensystemen widmet. Aber auch weitere Themen mit aktueller Relevanz kommen zum Zug, wie etwa Quantencomputer, Quantenverschlüsselung in der Telekommunikation oder klimarelevante Treibhausgasemissionen.
DPG / JOL
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- A. Pawlak, Wissenschaft soll auch in der Ukraine-Krise verbinden (Physik Journal Nachrichten, 28. Februar 2022)