Quantennetz in Stadtgröße
Quanten-Oszillatoren ermöglichen Kopplung von Quantenbits trotz Rauschen über mittlere Distanz.
Wie kann man Quanteninformation zuverlässig übertragen, wenn man in der Verbindungsleitung mit störendem Rauschen zu kämpfen hat? Forscher der Universität Innsbruck und der TU Wien präsentieren hierzu neue Lösungen. Heute kommunizieren wir mit Hilfe von Funksignalen oder schicken elektrische Impulse durch lange Leitungen – doch das könnte sich bald ändern. Derzeit arbeiten viele Gruppen intensiv an Methoden der Quanten-
Abb.: Trotz störenden Rauschens lassen sich mit speziellen Tricks Quanten-Bits miteinander koppeln. (Bild: IQOQI / H. Ritsch)
Dazu muss es aber gelingen, die Information eines Quantensystems zuverlässig auf ein anderes zu übertragen – und das ist extrem schwierig. Gleichzeitig und unabhängig voneinander entwickelten nun zwei Forschungsteams, eines von der Universität Innsbruck und eines von der TU Wien, ein neuartiges Quanten-
Quantenkommunikations-Experimente gibt es schon lange. „Schon in den Neunzigerjahren wurde ein Quanten-
„Uns ging es hingegen darum, einen Weg zu finden, wie man einen Quantenzustand zuverlässig von einem Ort zum anderen übertragen kann, ohne dafür mehrere Versuche zu benötigen“, erklärt Peter Rabl vom Atominstitut der TU Wien.
Besonders vielversprechende Elemente für künftige Quantentechnologien sind supraleitende Qbits – winzige Schaltkreise, die zwei verschiedene Zustände annehmen können. Im Gegensatz zu einem klassischen Lichtschalter, der immer entweder aus- oder eingeschaltet ist, erlauben die Gesetze der Quantenphysik allerdings auch, dass ein solches Qbit eine beliebige Kombination dieser beiden Zustände annimmt, man spricht dann von einer Quanten-
Um diese subtilen Quanten-Zustände von einem supraleitenden Qbit auf ein anderes zu übertragen, braucht man Photonen im Mikrowellenbereich, wie man sie auch heute bereits für klassische Signalübertragung verwendet. Eine zuverlässige Übertragung von Quanteninformation mit Mikrowellen galt bisher allerdings als unmöglich, weil das Rauschen der allgegenwärtigen Wärmestrahlung diese viel schwächeren Quantensignale komplett überlagert.
Die beiden Forschungsgruppen an der TU Wien und der Universität Innsbruck konnten nun allerdings zeigen, dass diese Einschränkung doch nicht so streng ist wie üblicherweise angenommen. In Zusammenarbeit mit Partnerteams aus Harvard und Yale (USA) konnten sie ein Übertragungsprotokoll entwickeln, mit dem sich das unvermeidliche Rauschen auslöschen lässt. „Die Idee ist, die Qbits nicht direkt an eine Mikrowellen-
„In der Mikrowellen-Leitung dazwischen entsteht ein Rauschen durch Wärmestrahlung, das lässt sich nicht verhindern“, sagt Benoit Vermersch. „Der entscheidende Punkt ist allerdings, dass dieses Rauschen beide Oszillatoren an beiden Enden auf die gleiche Weise beeinflusst. Daher ist es möglich, durch präzise Kontrollpulse den störenden Einfluss dieses Rauschens wieder exakt vom schwächeren Quanten-
„Nach unseren Berechnungen könnte man mit diesem Protokoll Qbits über hunderte Meter hinweg verbinden“, sagt Peter Rabl. „Man müsste die Leitungen dann zwar immer noch kühlen, doch auf lange Sicht ergeben sich damit technologisch durchaus machbare Möglichkeiten, ganze Gebäude oder auch Städte mit Mikrowellenleitungen quantenphysikalisch zu vernetzen.“
TU Wien / DE