30.09.2016

Quantenphotonik on a chip

Quantenphotonischer Schaltkreis mit elektrischer Lichtquelle auf einem Chip integriert.

Ob für eine abhörsichere Datenverschlüsselung, die ultraschnelle Berechnung riesiger Daten­mengen oder die Quanten­simulation, mit der hoch­komplexe Systeme am Computer nachgebildet werden sollen: Optische Quanten­rechner sind ein Hoffnungsträger für die Computer­technologie von morgen. Experimente zur Erforschung der Anwend­barkeit dieser Technologie nehmen bislang oft ganze Laborräume in Anspruch. Um die Technik sinnvoll einsetzen zu können, ist es jedoch notwendig, sie auf kleinstem Raum unterzubringen. Forschern ist es nun erstmals gelungen, einen vollständigen quanten­optischen Aufbau auf einem Chip zu platzieren. Damit ist eine Voraussetzung erfüllt, um photonische Schalt­kreise für optische Quanten­computer nutzbar machen zu können.

Abb.: Grafische Darstellung eines Chips (Ausschnitt) mit Photonen-Quelle, Detektor und Wellenleitern (Bild: WWU / W. Pernice)

An der Studie beteiligt waren Wissenschaftler aus Deutschland, Polen und Russland unter Feder­führung von Wolfram Pernice von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie Ralph Krupke, Manfred Kappes und Carsten Rockstuhl vom Karlsruher Institut für Technologie. Als Lichtquelle für den quanten­photonischen Schaltkreis nutzten die Forscher erstmals spezielle Nano­röhren aus Kohlen­stoff. Diese haben einen hundert­tausendmal kleineren Durchmesser als ein menschliches Haar und geben einzelne Licht­teilchen ab, wenn sie mit Laser­licht angeregt werden.

Dass die Kohlenstoff-Röhrchen einzelne Photonen abgeben, macht sie als ultra-kompakte Licht­quelle für optische Quanten­rechner attraktiv. „Allerdings ist es nicht ohne Weiteres möglich, die Laser­technik auf einem skalierbaren Chip unter­zubringen", gibt Wolfram Pernice zu bedenken. Die Skalier­barkeit eines Systems, also die Möglichkeit, Bauteile zu miniaturisieren, um die Stückzahl erhöhen zu können, ist jedoch Voraus­setzung, um die Technik für leistungsfähige Computer bis hin zum optischen Quanten­computer einzusetzen.

Die Wissenschaftler untersuchten, ob bei Strom­fluss durch Kohlenstoff-Nano­röhren einzelne Licht­quanten emittiert werden. Dazu verwendeten sie Kohlenstoff-Nanoröhren als Einzelphotonenquellen, supra­leitende Nano­drähte als Detektoren sowie nano­photonische Wellenleiter. Jeweils eine Einzel­photonen­quelle und zwei Detektoren wurden mit einem Wellenleiter verbunden. Der Aufbau wurde mit flüssigem Helium gekühlt, um einzelne Licht­quanten zählen zu können. Die Chips wurden mit einem Elektronen­strahl­schreiber erzeugt.

Dadurch, dass auf dem nun entwickelten Chip alle Elemente elektrisch angesteuert werden, sind keine zusätzlichen Lasersysteme mehr nötig – eine deutliche Vereinfachung gegenüber der für gewöhnlich genutzten optischen Anregung. „Für die Forschung ist die Entwicklung eines skalierbaren Chips, auf dem Einzel­photonen-Quelle, Detektor und Wellenleiter kombiniert sind, ein wichtiger Schritt", betont Ralph Krupke, der am Institut für Nano­technologie des KIT und am Institut für Material­wissenschaft der Technischen Universität Darmstadt forscht. „Da wir zeigen konnten, dass auch durch die elektrische Anregung der Kohlenstoff-Nanoröhrchen einzelne Photonen emittiert werden können, haben wir einen limitierenden Faktor überwunden, der einer möglichen Anwendbar­keit bislang im Wege stand.”

WWU Münster / DE

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