Radioblitz erstmals lokalisiert
Herkunftsort eines schnellen Radiostrahlungsausbruchs liegt in drei Milliarden Lichtjahren entfernter Zwerggalaxie.
Zum ersten Mal ist es Astronomen gelungen, die exakte Richtung eines Radioblitzes (Fast Radio Burst, FRB) so genau festzulegen, dass sie damit seine Herkunftsgalaxie identifizieren konnten. Sie liegt in einer Entfernung von mehr als drei Milliarden Lichtjahren. Es handelt sich um eine Zwerggalaxie, sehr unterschiedlich zu unserer Milchstraße. Außerdem konnten die Forscher eine kompakte Radioquelle in unmittelbarer Nähe des Ausbruchs nachweisen, die Rückschlüsse auf den astrophysikalischen Ursprung des Phänomens ermöglicht.
Abb.: Künstlerische Darstellung der im Rahmen des Europäischen VLBI-Netzwerks (EVN) genutzten Radioteleskope zur Beobachtung der Radioquelle FRB 121102 (Bild: D. Futselaar, www.artsource.nl)
Kurzzeitige Radiostrahlungsausbrüche („Fast Radio Bursts”, FRBs) leuchten nur für Sekundenbruchteile auf und stellen seit ihrer ersten Entdeckung vor zirka zehn Jahren ein Rätsel für Astronomen dar. Die genaue Ortung des Ursprungs von FRBs erfordert ein Netzwerk miteinander verbundener Radioteleskope über große Distanzen, um damit Radiobilder von sehr hoher Winkelauflösung zu erhalten. Derartige Folgebeobachtungen eines Radiostrahlungsausbruchs wurden schließlich durch die erstmalige Entdeckung einer Quelle von mehrmaligen Radiostrahlungsausbrüchen, FRB 121102, mit dem 305-Meter-
Bis zu dieser Entdeckung gab es nur indirekte Rückschlüsse darauf, dass die Radiostrahlungsausbrüche ihren Ursprung im fernen Universum, weit außerhalb der Grenzen unserer Milchstraße, haben. Aufgrund der geringen Winkelauflösung der Beobachtungen war es nicht möglich, eine eindeutige Zuordnung von Ursprungsgalaxien für die Radiostrahlungsausbrüche zu finden. Das neue Resultat ist von entscheidender Bedeutung, weil sich über die Entfernung der Galaxie auch die Gesamtenergie des Strahlungsausbruchs bestimmen lässt.
Mit dem „Very Large Array”-
Das Forscherteam erreichte eine nochmals zehnfach höhere Positionsgenauigkeit am Himmel durch die Verbindung des Arecibo-
Das Forscherteam setzte eines der weltweit größten optischen Teleskope, das 8-Meter-
Die Tatsache, dass FRB 121102 aus einer Zwerggalaxie kommt, gibt einen entscheidenden Hinweis auf seinen physikalischen Ursprung. Diese Galaxien enthalten Gas, das im Vergleich zum Gas in der Milchstraße eine sehr ursprüngliche Form darstellt. „Die Bedingungen in dieser Zwerggalaxie sind so, dass noch wesentliche massereichere Sterne als in unserer Milchstraße dort entstehen können und vielleicht liegt der Ursprung der Strahlungsausbrüche im kollabierten Überrest eines solchen Sterns“, schlägt Jason Hessels (ASTRON, Universität Amsterdam) vor. Als alternatives Modell erwägen die Forscher die Erzeugung der Strahlungsausbrüche im unmittelbaren Bereich eines sehr massereichen Schwarzen Lochs, das Gas aus seiner Umgebung aufsaugt, einem aktiven Galaxienkern.
Um zwischen diesen beiden Szenarien unterscheiden zu können, untersuchen die Forscher FRB 121102 mit einer Vielzahl der besten Teleskope weltweit, von Radio-, optischen, Röntgen- bis hin zu Gammawellenlängen. „Wenn wir zum Beispiel eine Periodizität in der Ankunftszeit der Ausbrüche finden könnten, dann hätten wir einen sehr starken Anhaltspunkt dafür, dass sie von einem rotierenden Neutronenstern stammen“, sagt Laura Spitler.
Für die Entschlüsselung des Ursprungs der FRBs ist es wichtig, mehr dieser Quellen am Himmel zu lokalisieren. Die Forscher erörtern ebenfalls, ob alle bisher gefundenen Strahlungsausbrüche den gleichen kosmischen Ursprung haben oder ob es mehrere Kategorien dieses neuartigen astrophysikalischen Phänomens geben könnte.
MPIfR / DE