25.02.2016

Rechts oder links?

Magnetische Händigkeit von Eisenatomen gezielt geschaltet.

Ein Team von Forschern des Physik Departments der Universität Hamburg in Zusammenarbeit mit Kollegen der Radboud Universität in Nijmegen, des Forschungs­zentrums Jülich und des Max-Planck-Instituts für Fest­körper­forschung in Stuttgart hat die atomare Ursache der Händigkeit der Magnetisierung in einer Struktur aus nur zwei Eisenatomen auf einer Oberfläche eines Platinkristalls erforscht. Die Forscher konnten die magnetische Händigkeit des Eisenpaars zwischen links- und rechtshändig schalten. Diese beispiel­lose Kontrolle der Magnetisierung könnte es erlauben, stabile magnetische Wirbel, sogenannte Skyrmionen, mit maßgeschneiderten Größen und Händigkeiten zu konstruieren, die als neue Einheiten der Informations­speicherung dienen könnten.

Abb.: Ein Paar von Eisenatomen (Kegel) auf der Oberfläche eines Platinkristalls. Die Spektren des linken und rechten Atoms (grüne und rote Linie) zeigen charakteristische Stufen, die auf eine rechtsdrehende Magnetisierung weisen. (Bild: U. Hamburg)

Verschiedene Disziplinen der Naturwissenschaften kennen das Phänomen der Händigkeit: Amino­säuren und Zucker­moleküle, Schnecken­häuser, und Magnetisierungs­wirbel, sogenannte Skyrmionen, die in letzter Zeit aufgrund ihrer besonderen magnetischen Eigenschaften als viel­versprechende neue Einheiten für die Speicherung und Verarbeitung von Information auf kleinstem Raum gehandelt werden. In all diesen Strukturen können wir Links­händer und Rechts­händer unterscheiden, die Spiegel­bilder ihrer selbst sind. Während bei einigen dieser Beispiele Links- und Rechts­händer in gleicher Häufig­keit vorkommen, gibt es Systeme, bei denen eine der Händig­keiten überwiegt. Die Ursache dieser sogenannten Homo­chiralität ist bei vielen der Systeme bisher unbekannt, und es wird in einigen Fällen sogar vermutet, dass evolutions­artige Prozesse dafür verantwortlich sind.

Das Hamburger Forscherteam hat nun die Ursache für Händigkeit in den kleinst­möglichen Einheiten magnetischer Strukturen untersucht. Durch Beobachtung der Magnetisierung eines Paars von Eisen­atomen auf der Ober­fläche eines Platin­kristalls mittels eines Raster­tunnel­mikroskops konnten die Wissenschaftler eine Rechts­drehung der Magnetisierung herleiten, d.h. das Paar ist rechtshändig. Durch Verschieben des rechten Atoms um nur einen Atom­durch­messer weg von dem linken Atom änderte sich dieser Rotations­sinn von rechts­drehend nach linksdrehend, d.h. das Paar wurde in ein links­händiges System verwandelt.

Zusammen mit den Theoretikern des Forschungs­zentrums Jülich zeigte das Team, dass der für die Händigkeit verantwortliche Mechanismus ein über die Platin­atome vermittelter magnetischer Handschlag ist. Die Forscher hoffen nun, dass sie die Spitze des Raster­tunnel­mikroskops als Werkzeug benutzen können, um Gitter von Hunderten solcher Eisenatome zu bauen, die dann rechts- oder links­händige Skyrmionen enthalten könnten.

SFB 668 / DE

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