10.07.2014

Referenzzentrum für präklinische Bildgebung in Mannheim

Neue bildgebende Geräte setzen Maßstab für die Forschung zur gezielten Diagnostik und maßgeschneiderten Therapie.

Die Universitätsmedizin Mannheim feierte Anfang der Woche die Eröffnung des Bruker-Referenzzentrums für präklinische Bildgebung. Die Bruker BioSpin MRI GmbH mit Sitz in Ettlingen ist weltweit führender Hersteller von präklinischen bildgebenden Systemen. Dem Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin (IKRN) bieten sich damit beste Bedingungen, um in vollem Umfang medizinische Forschung mit dem Ziel betreiben zu können, Erkrankungen noch gezielter zu diagnostizieren und maßgeschneidert zu behandeln.

Denn mit dem Referenzzentrum ist der Erwerb von drei neuen Geräten für die Bildgebung „im kleinen Objekt“ für Forschungszwecke verbunden. Zwei der drei Forschungsgeräte sind hälftig über die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das Land finanziert, eines durch Mittel der medizinischen Fakultät. Damit stehen der Mannheimer Einrichtung erstmals alle bildgebenden Systeme, die im klinischen Bereich relevant sind, auch in diesem speziellen Format zur Verfügung.

Die drei Bildgebungssysteme bedienen sich verschiedener Techniken: der Optik (Fluoreszenzbildgebung), der Röntgentechnik, des Magnetismus (MRT) und, gekoppelt in einem Gerät, Verfahren mittels Radioaktivität und Röntgentechnik (PET/SPECT/CT). Mit der PET/CT (Positronen-Emissions-Tomographie und Computertomographie) steht ein wichtiges diagnostisches Verfahren zur Verfügung, das physiologische Prozesse in der Zelle auf der Ebene der Moleküle erfasst.

Das Potenzial der molekularen Bildgebung ist enorm. Grundsätzlich zielt die Technik darauf ab, die den Erkrankungen zugrunde liegenden Mechanismen aufzudecken. Auf Basis dieses Wissens lassen sich neue Therapieansätze entwickeln. Die Technik erlaubt es aber auch, Krankheiten extrem frühzeitig nachzuweisen, zu einem Zeitpunkt lange bevor sich erste Symptome bemerkbar machen. Dazu suchen die Forscher nach molekularen Signaturen, speziellen molekularbiologischen „Fingerabdrücken“, die viele Erkrankungen spezifisch in der Zelle hinterlassen.

In der medizinischen Forschung kann mit diese Technik außerdem die Wirkmechanismen von Therapien auf der molekularen Ebene sichtbar machen. Das erlaubt es einerseits, die Wirkung neu entwickelter, zielgerichteter Diagnostika zu erproben. Es kann damit aber auch beim einzelnen Individuum überprüft werden, ob und in welchem Maße eine Therapie wirksam ist. Den Patienten belastende, unwirksame Therapien lassen sich so vermeiden.

Bruker ist einer von insgesamt acht Industriepartnern im Forschungscampus M2OLIE (Mannheim Molecular Intervention Environment). Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer Laufzeit von bis zu 15 Jahren geförderte M2OLIE soll die Möglichkeit bieten, Tumorpatienten mit wenigen Metastasen durch eine Kombination von molekularer Diagnostik und minimalinvasiver Behandlung zielgerichtet zu therapieren.

Das Bruker Referenzzentrum für präklinische Bildgebung spielt im Mannheimer Forschungscampus eine wichtige Rolle, insbesondere bei der Evaluierung von neuen Theranostika. Theranostik ist eine die Therapie begleitende Diagnostik mit dem Ziel, die für den einzelnen Patienten passende Behandlung zu finden, also beispielsweise die Eignung eines bestimmten Arzneimittels für den individuellen Patienten zu ermitteln.

Professor Dr. Björn Wängler ist der Wissenschaftler, der hinter dem neuen Referenzzentrum steht. Seit drei Jahren ist er Inhaber der Professur für Molekulare Bildgebung und Radiochemie am IKRN in Mannheim. Seine Aufgabe ist es, zielgerichtete – also maßgeschneiderte – Diagnostika für die molekulare Bildgebung zu entwickeln und auf ihre individuelle Eignung hin zu überprüfen. Dabei handelt es sich um Radiopharmazeutika, also spezifische Substanzen, an die Radionuklide gekoppelt werden, um diese in der Zelle mittels molekularer Bildgebung sichtbar machen zu können.

„Die Ergebnisse, die wir mit der neuen Ausstattung erzielen können, werden innerhalb von wenigen Jahren Einzug in die Patientenversorgung finden“, sagt Wängler. Als Referenzzentrum testen Wängler und sein Team gemeinsam mit Bruker neue Techniken, um die Methoden weiter zu verfeinern. Die im Referenzzentrum zusammengeführten Systeme sind unverzichtbar für die Erforschung neuer Krebstherapien. Sie finden in Mannheim aber auch Einsatz im Bereich der neurologischen und neuropsychiatrischen Forschung, beispielsweise bei der Alzheimer-Forschung.

UMM / RK

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