24.10.2011

ROSAT abgestürzt

Mit dem Satelliten ROSAT begann im Jahr 1990 ein neues Kapitel in der Röntgenastronomie.

Über zwanzig Jahre nach seinem Start und zehn Jahre nach dem Ende der wissenschaftlichen Mission ist der Röntgensatellit ROSAT gestern, am 23. Oktober, zwischen 3:45 und 4:15 Uhr MESZ in die Erdatmosphäre eingetreten und verglüht. Der genaue Absturzort ist noch unbekannt – vermutlich über Südostasien --, unbestritten ist aber die reiche wissenschaftliche Ausbeute dieses Satelliten: Mit seinem Start am 1. Juni 1990 hat ROSAT ein neues Kapitel in dem damals noch jungen Gebiet der Röntgenastronomie aufgeschlagen, da der Satellit es mithilfe seines abbildenden Röntgenteleskops zum ersten Mal erlaubte, den ganzen Himmel zu durchmustern, während zuvor nur kurze Schnappschüsse mithilfe von Höhenforschungsraketen möglich waren.

ROSAT wurde 1975 vom Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik (MPE) vorgeschlagen und ab 1983 unter Mitwirkung von England und den USA gebaut. Für den Start des 2,5 Tonnen schweren Satelliten war ursprünglich ein Space Shuttle vorgesehen – nach der Challenger-Katastrophe hätte dies aber eine lange Verzögerung bedeutet. Daher stellte die NASA eine Delta-II-Rakete zur Verfügung, die den Satelliten sogar auf eine höhere Umlaufbahn bringen konnte, wodurch sich die Lebensdauer deutlich erhöhte. Anstelle der ursprünglich vorgesehenen Missionsdauer von 18 Monaten war ROSAT bis zum 18. Dezember 1998 aktiv. Mit mehr als acht Jahren, die seit dem „First Light“ am 16./17. Juni 1990 verstrichen waren, stellte ROSAT damit einen Langzeitrekord für Astronomiesatelliten in einer erdnahen Umlaufbahn auf.

Rosat-Aufnahme des gesamten Himmels im Röntgenlicht (Quelle: MPE, DLR)

ROSAT entdeckte rund 150000 Röntgenquellen, 25-mal mehr als mit allen zwei Dutzend Vorgängermissionen zusammen genommen. Darüber hinaus gelang es mit ROSAT, ganz neue Klassen von kosmischen Röntgenquellen und bislang unbekannte Phänomene zu finden. So analysierte ROSAT u. a. Röntgenstrahlung von weißen Zwergen in Doppelsternsystemen, von Supernova-Explosionen, Neutronensternen, aktiven galaktischen Kernen und Galaxienhaufen. „Für mich persönlich war eine der größten Überraschungen, dass wir im Jahre 1996 zum ersten Mal Röntgenstrahlung von Kometen fanden“, sagt Joachim Trümper, wissenschaftlicher Leiter von ROSAT und von 1975 bis 2001 Direktor am MPE. Für seine herausragenden Forschungsergebnisse in der Astrophysik erhielt Trümper 1995 die Stern-Gerlach-Medaille der DPG.
Insgesamt nahmen 4000 Wissenschaftler aus 26 Ländern am ROSAT-Programm teil, und bis heute sind 8500 Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen, die ROSAT-Ergebnisse benutzen.

Stefan Jorda

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