09.11.2011

Russlands Marsmission nach dem Start vor dem Aus

Nach einem zunächst erfolgreichen Start hat Phobos-Grunt die geplante Flugbahn, die das Raumschiff auf Marskurs bringen sollte, nicht erreicht.

Nach Angaben der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos kann es sich um einen Hard- oder Softwarefehler in der Antriebseinheit der Sonde handeln. An einer Lösung des Problems wird gearbeitet. Phobos-Grunt befindet sich momentan in einem Erdorbit.

Abb.: Am Anfang sah alles noch gut aus: Die russische Raumsonde Phobos Grunt ist am 8. November 2011 um 21.16 Uhr MEZ (9. November 2011, 02.16 Uhr Ortszeit) vom russischen Weltraumbahnhof in Baikonur aus ins All gestartet. (Bild: Roskosmos)


Am 8. November 2011 hatte die russische Raumsonde Phobos Grunt um 21.16 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (9. November 2011, 02.16 Uhr Ortszeit) an Bord einer Zenit-2-Rakete vom Weltraumbahnhof in Baikonur in Kasachstan ihre Reise zum Mars begonnen. Das russische Wort „Grunt“ bedeutet „Boden“: Im Februar 2013 sollte die Sonde auf dem Marsmond Phobos landen und dort Proben der Oberfläche sammeln. An der Mission beteiligen sich auch Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Russlands Raumfahrt schien nach dem letzten erfolgreichen Andocken des Progress-Transporters an die ISS wieder auf Kurs. Umso größer wäre nun das Debakel, wenn die Phobos-Grunt-Mission schief ginge.

Auch für deutsche Forscher wäre ein Scheitern ein großer Rückschlag. Das Team um den Berliner Planetenforscher Jürgen Oberst beschäftigt sich seit längerem nicht nur intensiv mit dem Mars, sondern auch mit Phobos, dem größeren der beiden Marsmonde.

Phobos ist rund 9.400 Kilometer vom Marsmittelpunkt entfernt und umkreist den Mars in 7,6 Stunden etwa 6.000 Kilometer über dessen Oberfläche. Die wichtigste Datenquelle der Wissenschaftler sind Bilder, die von der vom DLR betriebenen Stereokamera HRSC (High Resolution Stereo Camera) an Bord der Esa-Raumsonde Mars Express zur Erde übertragen werden. Mithilfe dieser Bilder konnten die DLR-Planetenforscher die bislang ungenauen Umlaufbahnen von Phobos präzisieren. Die in den vergangenen Jahren gesammelten Daten erlaubten eine genaue Kartierung und Vermessung dieses geologisch außergewöhnlichen planetaren Körpers. Sie sollten die Grundlage der Neukartierung während der Phobos Grunt-Mission bilden. Bis August 2014 wollten die Forscher die Proben des Mars-Mondes in einer Kapsel zurück zur Erde kommen. Phobos Grunt ist die erste Raumsonde, die seit 1996 von Russland aus gestartet ist.

An Bord der Sonde ist zudem der kleine chinesische Satellit Yinghuo-1 („Glühwürmchen“), der „Huckepack“ zum Mars befördert wird. Er soll ein Jahr lang das Schwerefeld des Roten Planeten vermessen. Phobos Grunt hat aber auch 15 Instrumente sind an Bord um die Marsumgebung zu vermessen, darunter mehrere Kameras, Spektrometer und ein Radar.

Für die Landung selbst sind nur 40 Minuten vorgesehen. Bei diesem komplizierten Manöver werden Laser, Radar und Kameras den Landeapparat leiten. Zum Einsammeln der Proben mit dem Roboterarm bleiben gerade einmal 17 Minuten. Nur in dieser kurzen Zeit sind die Beleuchtung der Landestelle und gleichzeitig der Kontakt zur Erde gewährleistet. Danach soll die Rückkehrkapsel mit rund 200 Gramm Probenmaterial von der Oberfläche abheben und sich auf den Rückweg zur Erde machen. Das Landemodul, bestückt mit mehreren wissenschaftlichen Geräten, sollte noch ein weiteres Jahr auf der Oberfläche von Phobos arbeiten und Messdaten übertragen. Im Moment scheint dieser Plan nicht aufzugehen.

DLR / PH

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