17.06.2016

Sauerstoff in ferner Galaxie entdeckt

ALMA beobachtet weitest entfernten Sauerstoff im Universum.

Astronomen aus Japan, Schweden, Großbritannien und von der ESO nutzten das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA), um eine der am weitesten entfernten Galaxien im Universum zu beobachten. SXDF-NB1006-2 besitzt eine Rotverschiebung von 7,2, das bedeutet, dass wir die Galaxie nur 700 Millionen Jahre nach dem Urknall beobachten.

Abb.: Künstlerische Darstellung der fernen Galaxie SXDF-NB1006-2. Viele junge und helle Sterne in der Galaxie ionisieren das Gas innerhalb und außerhalb der Galaxie. Grün stellt den ionisierten Sauerstoff dar, der durch ALMA entdeckt wurde. Lila zeigt die Verteilung von ionisiertem Wasserstoff, entdeckt durch das Subaru-Teleskop. (Bild: NAOJ)

Das Team hoffte, schwere chemische Elemente in der Galaxie zu finden. Deren Häufigkeit verrät den Grad der Sternentstehung in der Galaxie und gibt in weiterer Folge Aufschluss über die sogenannte Phase der sogenannen Reio­nisation im Universum. „Die Suche nach schweren Elementen im frühen Universum ist eine wesentliche Methode zur Erforschung der Aktivität von Stern­entstehung in dieser kosmischen Periode“, erläutert Akio Inoue von der Universität von Osaka Sangyo in Japan. „Die Untersuchung von schweren Elementen lässt uns auch verstehen, wie diese Galaxien entstanden und was die kosmische Re-Ionisation auslöste.“

Vor Entstehung der Sterne und Galaxien war das Universum mit einem elektrisch neutralen Gas erfüllt. Als die ersten Objekte einige hundert Millionen Jahre nach dem Urknall zu leuchten begannen, sandten sie intensive Strahlung aus. Diese Strahlung zerteilte die neutralen Atome und ionisierte damit das Gas. Diese Phase des Universums wird als kosmische Reionisation bezeichnet und veränderte das Universum grundlegend. Darüber, welche Objekte diese Reio­nisation auslösten, wird viel diskutiert und geforscht. Die Untersuchung der Eigenschaften von sehr jungen Galaxien kann bei der Beantwortung dieser Frage helfen.

Vor der Beobachtung der fernen Galaxie setzten die Forscher Computer­programme ein, um die Möglichkeit eines Nachweises von ionisiertem Sauerstoff mit ALMA zu simulieren. Dabei berück­sichtigten sie auch Beobach­tungen von viel näher liegenden Galaxien und schlossen daraus, dass die Emission von Sauerstoff auch bei kosmologischen Distanzen mit ALMA nachweisbar sein müsste. Danach führten sie hoch­empfindliche Messungen mit ALMA durch und fanden Emission von ionisiertem Sauerstoff in SXDF-NB1006-2. Damit gelang der eindeutige Nachweis von Sauerstoff in der bisher am weitesten entfernten Galaxie des Universums. Dies ist ein klarer Beweis für die Präsenz von Sauerstoff im frühen Universum, nur 700 Millionen Jahre nach dem Urknall.

Abb.: Das Licht des von ALMA entdeckten ionisierten Sauerstoffs ist in Grün dargestellt, das Licht vom Subaru-Teleskop entdeckten ionisierten Wasserstoffs ist in blau, das vom UK Infrarot Teleskop (UKIRT) entdeckte Licht ist in rot dargestellt. (Bild: ALMA / ESO / NAOJ / NRAO)

Bei den Messungen stellte sich heraus, dass die Häufigkeit von Sauerstoff in SXDF-NB1006-2 zehn Mal geringer als in unserer Sonne ist. „Diese geringe Häufigkeit wurde erwartet, da das Universum noch sehr jung war und nur eine kurze Zeit für Stern­entstehung zur Verfügung stand”, sagt Naoki Yoshida von der Universität von Tokyo. „Unsere Simulation sagte eine zehnfach geringere Häufig­keit als in der Sonne voraus, aber wir haben auch ein uner­wartetes Ergebnis, einen sehr kleinen Anteil an Staub.“ Das Team konnte hingegen in der Galaxie keine Emission von Kohlenstoff nachweisen. Die Galaxie besitzt daher wahrscheinlich sehr wenig nicht ioni­siertes Wasser­stoffgas und auch nur sehr geringe Mengen an Staub, der aus schweren Element besteht. „Etwas Eigen­artiges geht in dieser Galaxie vor sich“, schließt Inoue. „Ich vermute, dass fast alles Gas hochgradig ionisiert ist.“ Der Nachweis von ionisiertem Sauerstoff deutet darauf hin, dass sich viele sehr helle Sterne, dutzende Male schwerer als die Sonne, in der Galaxie gebildet haben und durch ihre intensive ultra­violette Strahlung die Sauerstoff­atome ionisieren.

Das Fehlen von Staub in der Galaxie erlaubt der intensiven ultra­violetten Strahlung, die Galaxie zu verlassen und große Mengen an Gas außerhalb der Galaxie zu ionisieren. „SXDF-NB1006-2 könnte ein Prototyp jener Licht­quellen sein, die für die kosmische Reio­nisation verantwortlich sind“, sagt Inoue. Dies sei ein wichtiger Schritt in Richtung besseres Verständnis, welche Objekte die kosmische Reio­nisation verursachen. „Unsere nächsten Beobach­tungen mit ALMA haben gerade begonnen“, sagt Yoichi Tamura von der Universität von Tokyo. Eine höhere Auflösung bei den Beobach­tungen wird es erlauben, die räumliche Verteilung und die Bewegung des ionisierten Sauerstoffs in der Galaxie zu analysieren und damit die Eigenschaften der Galaxie besser zu verstehen.

ESO / JOL

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