Schrumpfender Mond
Der Radius des Erdtrabanten ist in den letzten eine Milliarde Jahren um rund 100 Meter kleiner geworden.
Der Radius des Erdtrabanten ist in den letzten eine Milliarde Jahren um rund 100 Meter kleiner geworden.
Der Mond ist heute kleiner, als er einmal war - und er schrumpft womöglich noch weiter. Das hat ein internationales Forscherteam mit deutscher Beteiligung aus tausenden Aufnahmen der NASA-Mondsonde «Lunar Reconnaissance Orbiter» (LRO) geschlossen. Vermutlich sei der Schrumpfprozess auf die allgemeine Abkühlung des Erdtrabanten zurückzuführen, so US-Amerikanische Wissenschaftler. In den vergangenen eine Milliarde Jahren - verglichen mit dem Mondalter von über vier Milliarden Jahren also relativ kürzlich - hat der Mond so rund 100 Meter seines Radius eingebüßt.
Die Schrumpfkur ist an sich nichts Ungewöhnliches - auch die Erde dürfte sich im Zuge ihrer langsamen Abkühlung leicht zusammenziehen. Doch lässt sich das wegen der Plattentektonik auf unserem Planeten nicht beobachten, erläuterte Carolyn van der Bogert von der Universität Münster, die an der Monduntersuchung beteiligt war. «Auf der Erde gibt es viele Platten, die sich gegeneinander verschieben, sich neu bilden und auch zerstört werden.»
Auf dem Mond dagegen gibt es nur eine einzige Platte. Schrumpft diese, bricht sie auf. Die entstehenden Kliffs sind wegen der fehlenden Erosion auf dem Erdtrabanten auch nach Jahrmillionen noch zu sehen. Und solche verhältnismäßig frischen Bruchkanten haben die Astronomen auf den Bildern der Raumsonde nun entdeckt.
Die Bilder zeigen nach Angaben des NASA-Wissenschaftlers John Keller kliffähnliche Formationen, die wie Falten aussehen. Teile der Oberfläche haben sich übereinandergeschoben. Diese Mini-Kliffs seien typischerweise einige Dutzend Meter hoch und erstreckten sich maximal einige Kilometer über die Oberfläche.
Diese Art von Formationen war zwar bereits während der «Apollo»- Mondmissionen entdeckt worden, erläuterte die US-Raumfahrtbehörde. Damals aber nur in der Nähe des Äquators, so dass sich nicht habe sagen lassen, ob regionale Geschehen am Äquator die Ursache waren. LRO registrierte die charakteristischen Falten nun auch in höheren Breiten, woraus die Forscher schließen, dass ein globaler Schrumpfprozess die Ursache ist.
Und: Es gibt Hinweise darauf, dass die Mondfalten relativ jung sind. Denn sie erstreckten sich auch über kleinere Meteorkrater hinweg, die in der Regel nicht lange existierten, weil sie von neueren Einschlägen ausradiert würden, berichtete Tom Watters von der Smithsonian Institution in Washington. Große Krater, die meist sehr alt sind, gibt es inmitten der Falten dagegen gar nicht. Zudem sind die Kliffkanten vergleichsweise scharf und noch nicht abgeschliffen. Dies alles deutet darauf hin, dass der Erdtrabant noch heute tektonisch aktiv ist.
«Es besteht allgemein der Eindruck, dass der Mond geologisch tot ist, dass alles Wichtige vor Milliarden Jahren passiert ist», sagte Watters. «Zu den aufregendsten Erkenntnissen gehört, dass das eben nicht der Fall ist.»
DPA/AL