Schweizer wollen Weltraum reinigen
Das Swiss Space Center startete am 15. Februar mit dem Projekt Cleanspace One eine Satellitenaufräumaktion gegen Weltraumschrott.
Der Weltraum in Erdnähe ist mit allen möglichen, mit hoher Geschwindigkeit kreisenden Abfällen ubersäht: alte, nicht mehr genutzte Raumfähren oder Überreste von Raketen und Satelliten. Die Nasa verfolgt die Flugbahn von nicht weniger als 16.000 Objekten mit mehr als zehn Zentimeter Durchmesser. Die Gefahr einer Kollision ist erwiesen. Am 10. Februar 2009 beispielsweise kollidierte der amerikanische Kommunikationssatellit Iridium-33 mit dem ehemaligen russischen Satelliten Cosmos-2251 und explodierte. Zusammenstöße verursachen erhebliche Schäden oder gar die völlige Zerstörung von Satelliten, was jedes Mal Tausende neue Trummerteile entstehen lässt.
Abb.: Abfolge des Aufräummanövers: Nach dem Rendez-Vous verglüht die kosmische Müllabfuhr samt Weltraumschrott. (Bild: EPFL)
Um den Worten auch Taten folgen zu lassen und unverzuglich mit der notwendigen Reinigung des Weltraums zu beginnen, lanciert das Swiss Space Center der EPFL nun das Projekt Cleanspace One, mit dem in der Schweiz der erste Prototyp einer ganzen Reihe von „Ruckholsatelliten“ gebaut werden soll. Die Entwickler wollen den Cleanspace One symbolisch gegen das erste Schweizer Himmelsobjekt, den 2009 in die Umlaufbahn gebrachten Picosatelliten Swisscube, oder sein Tessiner Pendant, den im Juli 2010 ins All geschossenen Tisat, einsetzen.
Auf den ersten Weltraumreinigungssatelliten warten drei grosse Herausforderungen. Jede davon erfordert eine technologische Entwicklung, die anschließend auch fur andere Systeme genutzt werden kann. Nach dem Abschuss muss der Satellit zuerst seine Flugbahn anpassen, um auf die Umlaufbahn seines Zielobjekts zu gelangen. Dafur könnte ein neuartiger, ultrakompakter und ebenfalls in den EPFL-Labors entwickelter Weltraummotor zum Einsatz kommen. Wenn der Cleanspace One sein mit 28.000 Kilometern pro Stunde fliegendes Ziel in 630 oder 750 Kilometer Höhe erreicht hat, wird er es packen und stabilisieren. Bei einer derart hohen Geschwindigkeit ist dieser Vorgang besonders heikel, vor allem wenn das zu entsorgende Objekt sich auch noch um die eigene Achse dreht.
Damit dies gelingt, wollen die Wissenschaftler einen Fangmechanismus entwickeln, der sich am Tier- oder Pflanzenreich orientiert. Wenn das Objekt an den Ruckholsatelliten gekoppelt ist, macht sich der Cleanspace One auf den Weg in Richtung Erdatmosphäre, wo beide vergluhen.
EPFL / PH