Schwingende Skyrmionen
Ultraschnelle Vektormikroskopie erkennt elektrische Felder an Oberflächen.
In optischen Computern, deren Strukturen mitunter viel kleiner sind als die Wellenlänge des Lichts, benötigt man Tricks wie Nanoantennen, um das Licht effektiv einkoppeln zu können. Doch es ist sehr schwer, die elektrischen Felder um solche Strukturen herum räumlich und zeitlich zu analysieren. Mit der Vektormikroskopie auf Basis der zeitaufgelösten Zwei-Photonen-Photoemissionsmikroskopie konnte ein Physikerteam um Frank-J. Meyer zu Heringdorf von der Universität Duisburg-Essen, den australischen Experten für Nanooptik Timothy J. Davis und Harald Gießen von der Universität Stuttgart nun elektrische Felder an einer Metalloberfläche punkt- und zeitgenau bestimmen – bis hinunter zu zehn Nanometern örtlicher Auflösung und im Sub-Femtosekundenbereich.
Dazu nutzten die Forscher Gold-Mikrokristallite, auf deren Oberfläche sie nach Nanostrukturierung durch einen ultrakurzen Laserpuls ein Oberflächen-Plasmon-Polariton erzeugten – eine Elektronenwelle, die sich an der Oberfläche ausbreitet. Wenige Femtosekunden nach der Anregung liest ein zweiter Laserpuls das elektrische Feld der Welle aus. Allerdings kann der Abfragepuls nur diejenige Komponente analysieren, die gleich polarisiert ist, also bei der das elektrische Feld des abfragenden Laserpulses und das des Plasmons an der Oberfläche in die gleiche Richtung zeigen. Die Wissenschaftler rekonstruierten die Feldvektoren, indem sie in zwei Experimenten mit unterschiedlichen Abfragepolarisationen zwei Feldkomponenten bestimmten. Die dritte ließ sich anschließend mithilfe der Maxwell-Gleichungen aus den beiden ersten berechnen. „So lässt sich jeder Punkt eines elektrischen Feldes auf einer Oberfläche zu jeder Zeit beobachten – in kleinsten Strukturen“, sagt Meyer zu Heringdorf.
Aufgrund ihrer vielversprechenden Eigenschaften in magnetischen Systemen beschäftigt die Forschung derzeit die Frage, ob sich die magnetischen Eigenschaften von Skyrmionen auch in die Optik übertragen lassen. Den Wert der von ihnen entwickelten Methode demonstrierten die Forscher daher, indem sie erstmals die Dynamik von optischen Skyrmionen in der Zeit nachverfolgten. Zu diesem Zweck hat das Team Plasmonen auf der Goldoberfläche erzeugt, deren elektrische Felder optische Skyrmionen ausbildeten. Daraufhin vergrößerten die Forscher den zeitlichen Abstand zwischen anregendem und detektierenden Laserpulsen systematisch um rund hundert Attosekunden. Aus der Sequenz der aneinandergefügten rekonstruierten Feldbilder ergab sich ein Film der auf- und abschwingenden Skyrmionen.
Da die Methodik universell auf elektrische Felder an Oberflächen anwendbar ist, lassen sich mit der Vektormikroskopie Feldverteilungen in optischen Nanostrukturen mit einer Präzision untersuchen, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre.
UDE / JOL
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
T. J. Davis et al.: Ultrafast vector imaging of plasmonic skyrmion dynamics with deep subwavelength resolution, Science 368, eaba6415 (2020); DOI: 10.1126/science.aba6415 - AG Horn-von Hoegen, Center for Nanointegration Cenide, Universität Duisburg-Essen UDE, Duisburg
- School of Physics, University of Melbourne, Parkville, Australien